Zur Seitennavigation oder mit Tastenkombination für den accesskey-Taste und Taste 1 
Zum Seiteninhalt oder mit Tastenkombination für den accesskey und Taste 2 
Muster-Hochschule
Startseite    Anmelden    SoSe 2024      Umschalten in deutsche Sprache / Switch to english language      Sitemap

Philosophie der Logik - Einzelansicht

Zurück
  • Funktionen:
Grunddaten
Veranstaltungsart Seminar Langtext
Veranstaltungsnummer 122791 Kurztext
Semester SoSe 2020 SWS 2
Erwartete Teilnehmer/-innen Max. Teilnehmer/-innen
Turnus Veranstaltungsanmeldung Keine Veranstaltungsbelegung im LSF
Credits
Termine Gruppe: iCalendar Export für Outlook
  Tag Zeit Turnus Dauer Raum Raum-
plan
Lehrperson Status Bemerkung fällt aus am Max. Teilnehmer/-innen
Einzeltermine anzeigen
iCalendar Export für Outlook
Mi. 14:00 bis 16:00 woch 06.05.2020 bis 15.07.2020        Geb. A2 3, Raum 0.09  
Gruppe :
 
 


Zugeordnete Person
Zugeordnete Person Zuständigkeit
Sturm, Holger , Univ.-Prof. Dr. phil.
Zuordnung zu Einrichtungen
Philosophie
Inhalt
Kommentar

"Logic resembles good poetry: a precise and radical imagination, an elegant and powerful form, exactly the right expressions in exactly the right order, subtle variations on a theme, the unfamiliar articulation of the familiar, reflection in language on language and its relation to the world, depth achieved through scrupulous accuracy."

Timothy Williamson

 

"Schluß ist eine Rede, in welcher, wenn etwas gesetzt wird, etwas von diesem Gesetzten Verschiedenes notwendig dadurch folgt, daß dieses ist. Ich meine mit dem Ausdruck 'dadurch daß dieses ist', daß es um seinetwillen folgt, mit dem Ausdruck aber, daß es um seinetwillen folgt, daß es keiner Bestimmung von außen her bedarf, um das Notwendige zu ergeben."

Aristoteles, Analyt. Pr. I, i. 24 b 181

 

Logik ist -- neben Mathematik und Philosophie -- eine der ältesten wissenschaftlichen Disziplinen; während sie lange Zeit ein fester Teil der Philosophie war, hat sie spätestens im letzten Jahrhundert starke mathematische Züge angenommen, und zuletzt, so könnte man meinen, wird Logik vor allem im Rahmen der Informatik betrieben. Im Rahmen dieses Seminars wird aber nicht die durchaus spannende Geschichte der Logik im Vordergrund stehen, sondern vielmehr die Frage, was denn Logik eigentlich ist.

In einer ersten Näherung -- das sollte Ihnen aus der 'Einführung in die Logik und Sprachphilosophie' geläufig sein, und es kommt auch in obigem Aristoteles-Zitat vor -- kann man Logik als Lehre von den gültigen Schlüssen beschreiben, von Schlüssen, bei denen die Prämissen die Konklusion erzwingen. Aber sollte dieser Zwang ein besonderer, logischer (und nicht etwa durch eine vorgehaltene Waffe erzeugter) sein -- dann drehen wir uns mit dieser Charakterisierung ein wenig im Kreis.

Die heute gängige Präzisierung dieser Charakterisierung geht auf Tarski zurück, und sie verwendet den Begriff der Interpretation (und freilich der Wahrheit bzw. Erfüllung): Logisch gültig ist ein Schluss, wenn unter allen Interpretationen, die die Prämissen wahr machen, auch die Konklusion wahr ist. 'Alle Interpretationen' wird dabei so verstanden, dass die Bedeutung der vorkommenden nicht-logischen) Ausdrücke systematisch variiert wird, sodass Gültigkeit allein an der logischen Form festgemacht werden kann; insofern spricht man von formaler Gültigkeit, von formaler Logik. Diese Begriffsbildung ist dann allerdings zunächst nicht modal (der Quantor läuft über Interpretationen, nicht über Welten), semantisch statt metaphysisch. Betrachtet man logische Wahrheiten aus diesem Blickwinkel, so können sie als wahr allein aufgrund der Form erscheinen -- als ob das formale Gerüst hier schon allein tragfähig sei, der Gehalt ganz nebensächlich; für Wittgenstein etwa ergibt sich so die Auflösung des Rätsels bezüglich des Erkenntnisgrundes der Logik: Logische Wahrheiten müssen gar nicht gerechtfertigt werden, da sie ja nichts sagen! (Aber freilich ist diese Leerheitsauffassung der Logik weit älter...).

Es ist allerdings weder ausgemacht, was diese logische Form (bzw. die logischen Ausdrücke) genau und ohne Willkür charakterisiert, und insofern ist die genaue Eingrenzung des Bereichs der Logik ein Thema philosophischer Kontroversen; noch ist klar, inwiefern dem Formalen überhaupt eine eigenständige Realität zukommt, i.e. es nicht bloß ein Artefakt unserer mathematischen Modellierung ist: Eigentlich, so meinen manche, interssiert uns nicht formale, sondern wirkliche, materiale Gültigkeit, die wir aber aus (u.a.) praktischen Gründen zuerst formal, d.h. in Absehung konkreter Inhalte, aproximieren. In dieser Sicht wäre es dann auch viel weniger problematisch, wenn Sätze oder Argumente keine feste logische Form haben; dafür scheint es geradezu unmöglich, Logik und Metaphysik prinzipiell voneinander zu trennen.

Nun ist aber auch der Begriff der 'Wahrheit' einer, der viel diskutiert ist in der Philosophie, und insofern überrascht es nicht, dass diese Dispute auch in den Bereich der Philosophie der Logik hineinragen. Manche würden am liebsten auch in der Charakterisierung der Folgerungsrelation auf ihn als Grundbegriff verzichten -- oder den Spieß ganz umdrehen und Wahrheit von Sätzen bzw. Gehalt einzelner Ausdrücke über deren inferentielle Rolle charakterisieren. In jedem Fall gibt es eine wichtige Brücke zwischen Logik und Sprachphilosophie, die in beide Richtungen beschritten werden kann.

Aber kehren wir zur eingangs genannten Formulierung zurück, so weist das Wort 'Zwang' auf ein anderes Themenfeld hin, das der Normativität: Logische Gesetze etwa schreiben doch vor, wie man (zumindest vernünftigerweise) zu denken und urteilen hat, oder? Philosophen haben jedoch die Frage nach der Normativität der Logik sehr verschieden beantwortet: Manche sind der Meinung, dass es einen direkten Zusammenhang zwischen Überlegen (individuell, wie intersubjektiv, i.e. in der Praxis des Gebens von Gründen) und Logik gäbe. Andere wiederum setzen noch tiefer an: Demzufolge wäre Logik gar konstitutiv für Denken und Gehalt überhaupt (ohne Form kein Gedanke, kein artikulierter Inhalt). Allerdings ist auch grundsätzlich bestritten worden, dass der Logik eine eigene (nicht parasitäre) Art von Normativität zukäme, mithin der Zusammenhang zwischen vernünftigem Urteilen und Logik eng und direkt sei.

Gerade in letzter Zeit hat ein anderes Thema an Prominenz gewonnen, das durch das Aufkommen und nebeneinander Bestehen verschiedener Logiken (neben der sogenannten 'klassischen' eben auch intuitionistische, freie, parakonsistente, substrukturelle, etc.) aufgeworfen wird: Gibt es überhaupt eine einzige, ausgezeichnete Art der Gültigkeit? Falls ja, so scheint es, dass fast alle dieser 'Logiken' fehlerhafte Theorien sind, die eben nicht nebeneinander bestehen sollten, sondern eigentlich in strikter Konkurrenz stehen. Und wie kann man die Frage überhaupt verneinen, ohne in Widersprüche und Unverständlichkeit zu versinken? Oder wird hier schlicht ganz Verschiedenes mit dem Schlagwort 'Logik' belegt?

Die oben kurz angerissenen Themen sind sicherlich viel zu viel für das Programm eines Seminars, von daher werden wir zu Beginn zusammen entscheiden, worauf wir Schwerpunkte legen wollen (und können bei Bedarf auch später nochmals nachjustieren). Der obige Text sollte nur einen ungefähren Eindruck von der Spannweite der Debatten unter dem Titel 'Philosophie der Logik' ermöglichen, Ihre eigenen Interessen sind daher sehr willkommen!

 

Aufgrund der aktuellen Situation wird das Seminar nicht vor Ort, sondern per Videokonferenz (vermutlich mit der Campuslizenz von MS Teams) durchgeführt werden, also zur geplanten Zeit im wöchentlichen Rhythmus. Die diskutierte Literatur wird online zur Verfügung gestellt werden -- ebenso wie weitere Informationen hier auf moodle!

 

Literatur:

Etchemendy, John (1990): The Concept of Logical Consequence, Harvard University Press.

 

MacFarlane, John, "Logical Constants", The Stanford Encyclopedia of Philosophy (Winter 2017 Edition), Edward N. Zalta (ed.),

URL = <;https://plato.stanford.edu/archives/win2017/entries/logical-constants/>;.

 

Priest, Graham (2000). Logic: A Very Short Introduction. Oxford University Press.

 

Quine, Willard Van Orman (1970): Philosophy of Logic, Harvard University Press.

 

Read, Stephen (1995): Thinking about Logic. An Introduction to the Philosophy of Logic. Oxford University Press.

 

Russell, Gillian, "Logical Pluralism", The Stanford Encyclopedia of Philosophy (Summer 2019 Edition), Edward N. Zalta (ed.),

URL = <;https://plato.stanford.edu/archives/sum2019/entries/logical-pluralism/>;.

 

Steinberger, Florian, "The Normative Status of Logic", The Stanford Encyclopedia of Philosophy (Spring 2017 Edition), Edward N. Zalta (ed.),

URL = <;https://plato.stanford.edu/archives/spr2017/entries/logic-normative/>;.

 

 


Strukturbaum
Keine Einordnung ins Vorlesungsverzeichnis vorhanden. Veranstaltung ist aus dem Semester SoSe 2020 , Aktuelles Semester: SoSe 2024