Kommentar |
Einen ritter gar unvermezzen (untadelhaften Ritter) – so nennt der ›Laurin‹ Dietrich von Bern. Über diese Heldengestalt der Völkerwanderungszeit – historisches Korrelat ist der Ostgotenkönig Theoderich der Große († 526) – existiert ein ganzes Korpus mittelhochdeutscher Dichtungen; und dabei kennen wir heute nur die hoch- und spätmittelalterliche Textproduktion, die uns auf Pergament und Papier noch erhalten ist. Sekundäre Bezeugungen aus dem gesamten Mittelalter zeigen aber nicht nur die allgemeine Bekanntheit von Erzählungen über Dietrich von Bern, sondern auch deren herausragende Beliebtheit, mit der es keine andere volkssprachige dichterische Gattung im deutschen Sprachraum des Mittelalters aufnehmen konnte. Bei der Literaturgeschichtsschreibung und Forschung zunächst in Ungnade gefallen und als literarisch minderwertig abgekanzelt, findet die Dietrichepik seit etwa vierzig Jahren allmählich wieder neues Interesse und sogar innovative Neuinterpretationen. Das Hauptseminar soll eine Einführung in Umfang, Inhalte und Erforschung dieser literarischen Gattung geben, begleitet von der gemeinsamen exemplarischen Lektüre und Kommentierung eines der Texte des Dietrichepik-Korpus‘, des eingangs bereits erwähnten ›Laurin‹.
ACHTUNG: Zum Seminar ist ein moodle- und ein Teams-Kurs eingerichtet, in dem Materialien und Hinweise bzw. Aufgaben zur Vorbereitung zu finden sind. Der moodle-Kurs soll allerdings baldmöglichst ganz durch den Teams-Kurs ersetzt werden. Sollten Sie noch nicht eingetragen sein, bitte ich um Mail-Nachricht. |
Literatur |
Vorbereitende Lektüre: Heinzle, Joachim: Einführung in die mittelhochdeutsche Dietrichepik, Berlin/New York 1999 (ND als PoD verfügbar); Kragl, Florian: Heldenzeit. Interpretationen zur Dietrichepik des 13. bis 16. Jahrhunderts (Habilitationsschrift Wien 2010) (Studien zur historischen Poetik 12), Heidelberg 2013.
Textgrundlage für die gemeinsame Lektüre: Laurin. Hendrikje Hartung, Jan K. Hon, Florian Kragl, Ulf Timmermann (Hgg., Übss., Komm.) (Relectiones 4), Stuttgart 2016 (bes. S. 1-95). |