Kommentar |
Das Seminar wird als Online-Veranstaltung über die Moodle-Plattform angeboten. Es finden keine Präsenzveranstaltungen statt. Angemeldete Teilnehmer haben die Zugangsdaten zur Veranstaltung über ihre studentische E-Mail-Adresse erhalten. https://lms.sulb.uni-saarland.de/moodle/course/view.php?id=1950
Alle natürlichen Sprachen unterscheiden lexikalische Zeichen (Lexeme, z.B. Haus, rund, laufen) und grammatische Zeichen (Grammeme, z.B. als, der, -st). Lexeme sind "Inhaltswörter", die die Kernbedeutung eines Ausdrucks darstellen, während Grammeme als "Funktionswörter" Beziehungen zwischen den Lexemen herstellen.
Täglich werden von den Sprechern neue Lexeme gebildet und in die Sprache integriert. Grammeme dagegen scheinen eine mehr oder weniger geschlossene und unveränderliche Gruppe zu sein. Tatsächlich können auch hier Veränderungen eintreten, allerdings mit wesentlich geringerer Geschwindigkeit. Alle Grammeme waren einst Lexeme: So ist z.B. unsere Negationspartikel nicht aus dem negierten Substantiv uuiht (heute noch unter anderer Bedeutung als Wicht bekannt) entstanden, das "t" in der Flexionsendung der 2. Pers. Sing. kommt vom Personalpronomen du (ahd. giloubis thu >;; nhd. glaubst du), die kausale Konjunktion weil entstammt dem eigentlich temporalen Substantiv Weile, das Hilfsverb werden, das zur Bildung des Futurs gebraucht wird, hatte ürsprünglich die konkrete Bedeutung 'drehen, wenden'. Den Prozess, der aus autonomen Lexemen neue, abhängige Grammeme macht, nennt man Grammatikalisierung.
Im Seminar werden wir uns zunächst die verschiedenen Phasen der Grammatikalisierung, die pragmatische, semantische, morpho-syntaktische und phonetische Prozesse umfassen, erarbeiten. Auf dieser Grundlage diskutieren wir dann ausgewählte Phänomene der Grammatikalisierung in der standardsprachlichen bzw. in den älteren Varietäten des Deutschen.
Studienleistung: Referat Prüfungsleistung: Klausur oder Hausarbeit |