Kommentar |
"Corona"-Update (Stand 16. April 2020):
Für diese Lehrveranstaltung existiert ein Moodle-Kurs, in den sich Teilnehmer*innen selbst einschreiben können. Eventuelle Änderungen von Veranstaltungsorten und -zeiten werden von den Dozent*innen über Moodle mitgeteilt und nicht im LSF aktualisiert.
Die Übung wird digital stattfinden.
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Der Kurs gibt Einblicke in eine nicht-westliche, postkoloniale Kulturlandschaft und ihr Publikum am Beispiel der Museumssituation in Indien. Die Studierenden sollen Gelegenheit bekommen, ein vermeintlich bekanntes globales institutionelles Konzept in einem neuen gesellschaftlichen und kulturellen Kontext kennenzulernen. Dazu werden zunächst Texte aus dem lokalen Museums-Diskurs sowie von Museumspraktiker*innen herangezogen; daran schließt sich das Studium eines Fallbeispiels an.
Der Kurs beginnt mit einer Einführung in die aktuelle Diskussion über den Zustand der Museen in Indien. Wichtig ist dabei der Vergleich mit anderen Ausstellungsformen, von traditionellen Kultpraktiken wie den Durga-Puja-Festlichkeiten zu Ehren der Göttin Durga bis zu modernen religiös-kulturellen Ausstellungskomplexen. Die Studierenden lernen die Gründe dafür kennen, dass das Museum in Indien, eine von der britischen Kolonialmacht zu Beginn des 19. Jahrhunderts eingeführte Institution, auch heute noch weithin als „potted plant, (...) without taking roots in the diverse cultural soils of the country” (Jyotindra Jain) gilt. Sie werden mit historischen Zeugnissen aus der Museumspraxis in kolonialer wie postkolonialer Vergangenheit konfrontiert und werten sie in Gruppenarbeit aus. Einen ergiebigen theoretischen Rahmen für das Verständnis des einheimischen Publikums liefern die „Subaltern Studies”, eine geschichtswissenschaftliche Forschungsrichtung, die den sozialen Praktiken marginalisierter Gruppen in Südasien nachgeht.
Breiten Raum wird im Kurs die Vorstellung eines konkreten Fallbeispiels einnehmen, des 2013 gegründeten „Tribal Museum” in der zentralindischen Stadt Bhopal. Im Mittelpunkt der Behandlung stehen seine kuratorische Konzeption und die Nutzung durch die Besucher, die auf eine bedürfnisorientierte, alltagsbezogene Adaption der Institution durch sein Publikum hinausläuft. Die Frage, welche Perspektiven sich aus solchen Nutzungsweisen für die Museumsarbeit im Westen ableiten lassen, steht am Ende des Kurses. Voraussetzungen für den Erwerb eines Leistungsnachweises sind regelmäßige und aktive Teilnahme sowie die Übernahme eines Kurzreferats.
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Literatur |
Bhatti, S. (2012): ”Translating Museums. A Counterhistory of South Asian Museology.”Left Coast Press, Walnut Creek, California
Guha-Thakurta, T. (2004): ”Monuments, Objects, Histories. Institutions of Art in Colonial and Postcolonial India”, Permanent Black, Ranikhet
Mathur, S., Singh, K. (Hrsg.):”No touching, no spitting, no praying. The Museum in South Asia”, Routledge, London, New York, New Delhi
Steinfeld, N. (2018): “Das radikaldemokratische Museum.“ De Gruyter, Berlin, Boston
Ross, I. (2017): “Uncharted territory: Visitor books of Indian museums. The Madhya Pradesh Tribal Museum in Bhopal – a case study“, in: Museum & Society 15 (1), S.100-113
Ross, I. (2018): “The museum as a dating venue: Couples in the Madhya Pradesh Tribal Museum in Bhopal”, in: Museum & Society 16 (1), S.72-87 |