Paul Valéry steht am Ende einer großen europäischen (und französischen) Lyriktradition, die die Struktur der modernen Lyrik des 19. Jahrhunderts maßgeblich geprägt hat. Walter Benjamin war neben Berlin und Paris in seinem unsteten Leben vor allem im 19. Jahrhundert zuhause, hat aber die Erfahrung der Moderne wie kaum jemand zur Sprache und auf den Punkt gebracht.
Im Seminar wollen wir das Innovationspotenzial, das diese beiden Denker und Dichter ausstrahlen, im Zusammenspiel mit ihren Traditionsbezügen beleuchten.
Vor allem anhand von Benjamins Erinnerungsprojekt der Berliner Kindheit um 1900 aus widmen wir uns dem autobiographischen Schreiben und seiner Verbindung zur Zeitgeschichte, wie die Jahresangabe um 1900 im Titel von Benjamins Kindheitserinnerungen schon ankündigt. Mit den Cahiers von Paul Valéry, in denen er über Jahrzehnte Gedanken und Beobachtungen notiert, oder auch seiner Figur des Monsieur Teste verfolgen wir die Linien eines solchen inventarischen Schreibens weiter, das (Auto)Biographie, Zeitdiagnostik und philosophische Reflexion miteinander verflechtet.
Mit Seitenblicken auf hermetische Formen wie Valérys Langgedicht La jeune Parque, und Benjamins Aphorismen im Reklamestil in der Einbahnstraße runden wir das Inventar eines europäischen Jahrhunderts der Modernität ab.
Im Seminar lesen wir folgende Texte:
Paul Valéry: La Jeune Parque (Die junge Parze), Cahiers
Walter Benjamin : Berliner Kindheit um 1900, Einbahnstraße
Bitte besorgen Sie sich folgende Ausgaben aus der Fischer Klassik Reihe:
Walter Benjamin: Einbahnstraße/ Berliner Kindheit um 1900. ISBN: 978-3-596-90319-1
Paul Valéry: Ich grase meine Gehirnwiese ab. Paul Valéry und seine verborgenen Cahiers. ISBN: 978-3-596-90602-4
Die übrigen Texte von Paul Valéry werden Ihnen über moodle zur Verfügung gestellt.
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