Kommentar |
Historische Erinnerung findet nicht in einem unpolitischen Raum statt, sondern ist oftmals Gegenstand emotionaler Debatten in der Öffentlichkeit, an denen sich neben den Fachleuten und Privatpersonen auch staatliche Institutionen und gesellschaftliche Gruppen beteiligen – aktuelle Denkmalstürze im Zusammenhang mit der „Black Lives Matter“-Bewegung zeigen dies in aller Deutlichkeit. Um Objektivität bemühte wissenschaftliche Forschung kämpft mit populistischen Vereinfachungen, Legenden und Fälschungen um die historische Deutungshoheit; als Beispiele seien hierfür die Dolchstoßlegende und die langlebige antisemitische Fälschung der „Protokolle der Weisen von Zion“ genannt. Staatliche Institutionen versuchen mit parlamentarischen und gesetzgeberischen Aktivitäten, das für politisch richtig erachtete Geschichtsbild vorzugeben. In dieser Übung sollen anhand ausgewählter Aufsätze und Quellentexte einzelne miteinander konkurrierende Geschichtsbilder, Legenden und Fälschungen eingehender untersucht und das geschichtstheoretische Problem von „Erinnerung“ diskutiert werden. Eigenständige Beiträge der Studierenden zu und in den Sitzungen gestalten die Übung mit. |
Literatur |
Literatur: Tillmann Bendikowski u.a., Geschichtslügen. Vom Lügen und Fälschen im Umgang mit der Vergangenheit. Münster 2001; Volker Dotterweich (Hrsg.), Mythen und Legenden in der Geschichte. München 2004; Geschichte und Erinnerung = Dossier der Bundeszentrale für politische Bildung. Bonn 2011, online unter: https://www.bpb.de/geschichte/zeitgeschichte/geschichte-und-erinnerung/; Historische Gerechtigkeit: Geschichtspolitik im Vergleich = Jahrbuch für Politik und Geschichte 1 (2010); Lars-Broder Keil und Sven Felix Kellerhoff, Deutsche Legenden. Vom "Dolchstoß" und anderen Mythen der Geschichte. Berlin 2002; Oliver Hochadel (Hrsg.), Lügen und Betrügen: das Falsche in der Geschichte von der Antike bis zur Moderne. Köln 2000; Martin Sabrow (Hrsg.), Zeitgeschichte als Streitgeschichte. Große Kontroversen seit 1945. München 2003; Winfried Speitkamp (Hrsg.), Denkmalsturz. Zur Konfliktgeschichte politischer Symbolik. Göttingen 1997; Heinrich August Winkler (Hrsg.), Griff nach der Deutungsmacht. Zur Geschichte der Geschichtspolitik in Deutschland. Göttingen 2004; Andreas Wirsching, Von der Lügenpresse zur Lügenwissenschaft? Zur Relevanz der Zeitgeschichte als Wissenschaft heute, in: Zeitgeschichte-online (2018), online unter: http://www.zeitgeschichte-online.de/geschichtskultur/von-der-luegenpresse-zur-luegenwissenschaft. |