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Mit der Bezeichnung Alexandrias und seiner Bewohner als „christusliebend” benutzt der heidnische Grammatiker und Dichter Palladas (4./5. Jh. n. Chr.) eine seit dem 3. Jh. n. Chr. gebräuchliche Wendung. Ganz im Gegenteil zu Verwendungen in Martyriumsberichten verwendet es Palladas jedoch ironisch und verspottet damit die christliche Gemeinde, die einerseits in einer zutiefst heidnisch geprägten antiken Großstadt mit großer jüdischer Gemeinde lebt und andererseits bei allen bedeutenden dogmatischen Streitigkeiten der Spätantike eine absolute Schlüsselrolle einnahm. Doch nicht nur untereinander tragen die Christen Konflikte aus und greifen zur Verwirklichung ihrer Ziele zu Gewalt. Auch gegen die Anhänger anderer Glaubensrichtungen gehen sie brutal vor. Aufgrund der wirtschaftlichen Bedeutsamkeit der Stadt als Exporthafen der ‚Kornkammer‘ Ägypten hatten alle diese Konflikte eine für das gesamte Römische Reich entscheidende realpolitische Rolle, denn nur mit den ägyptischen Getreidelieferungen konnten die neue Hauptstadt Konstantinopel und die Armee an der Grenze zum Perserreich versorgt werden. Der Brückenkurs beschäftigt sich somit nicht nur mit Gestalt, Wirtschaft und Gesellschaft der spätantiken Metropole Alexandria, sondern auch mit der Bedeutung der in ihr stattfindenden Vorgänge für das Gesamtreich und inwiefern diese als beispielhaft für das spätantike Römische Reich gelten können.
Einführende Literatur Clauss, M., Alexandria. Schicksale einer antiken Weltstadt, Stuttgart 2013 |