Dass sich das Theater besonders gut als didaktisches Medium nutzen lässt, erkannte man auch im Barock – einer Epoche, in der man in gesteigertem Maße auf Bildlichkeit setzte. Eine spezielle Variante davon stellt das barocke Schultheater dar, für das wir uns im Seminar auf einen der produktivsten Dramatiker konzentrieren. Christian Weise (1642–1708) schrieb als Rektor des Gymnasiums in Zittau ca. 60 Theaterstücke (mit historischen, biblischen und freien Stoffen aus dem bürgerlich-bäurischen Milieu), die den Schülern als sprachlich-rhetorische Übung und Einübung in Rollenverhalten dienen sollten. Der Großteil seiner Dramendichtung sind Komödien, wobei er ausdrücklich für den Wert des Lachens eintritt. Die wenigen Trauerspiele, in Prosa verfasst und unter Einbezug komischer Figuren, weisen bemerkenswerte Abweichungen vom etablierten schlesischen Barocktheater auf.
Als Seminarlektüre vorgesehen: Bäurischer Machiavellus (Uraufführung 1679), Das Schauspiel vom Niederländischen Bauer (UA 1685), Trauer-Spiel von dem Neapolitanischen Haupt-Rebellen Masaniello (UA 1682), König Wentzel (UA 1686) und – im Vergleich mit Andreas Gryphius‘ Peter Squentz – die „Bauernkomödie“ Von Tobias und der Schwalbe (UA 1682).
Die Tragödie „Masaniello“ ist im Reclam-Verlag erhältlich und anzuschaffen. Alle anderen Texte werden in zitierfähigen Ausgaben in Moodle bereitgestellt (wer aber schon anfangen möchte zu lesen: http://www.zeno.org/Literatur/M/Weise,+Christian/Dramen).
Das Seminar wird online stattfinden. Für die Teilnahme ist ein internetfähiger Computer mit Mikrofon und Kamera erforderlich. |