Kommentar |
Dass die gesellschaftliche Moderne auch die Literatur in ihrem innersten Wesen verändert hat, spiegelt sich in keinem literarischen Œuvre so deutlich wie in den poetologischen Vexierspielen der Lyrik Heinrich Heines. Die Verlassenheiten des Liebenden, des Kämpfenden, des Exilierten und schließlich des Sterbenden sind, und gerade die Verschränkung dieser Aspekte macht die Eigenart Heines aus, kalkuliertes literarisches Arrangement, aber auch dichterischer Ausdruck der eigenen Lebenswirklichkeit. Als solche sind sie ein Teil der komplexen, doch für das Verständnis des Werkes wesentlichen Verschränkung von Faktischem und Fiktionalem, von dichterischem Werk und literarischer Inszenierung des eigenen Lebens. Sie sind Manifestationen der existentiellen Erfahrung des Verlassenseins des modernen Menschen und zugleich eine wesentliche Voraussetzung der eigenen künstlerischer Produktion. Indem das lyrische Werk des Dichters sowohl metrisch als auch inhaltlich die Formen und Motive der abendländischen Dichtungstradition sich anverwandelt, zitiert und weiterentwickelt, antizipiert sein Œuvre bereits in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts die geistesgeschichtlichen und literarischen Umbrüche und Verwerfungen der Moderne in der zweiten Jahrhunderthälfte.
Anhand ausgewählter Gedichte betrachtet das Seminar das lyrische Gesamtwerk Heinrich Heines. Schwerpunkte bilden die frühen Gedichte des "Buches der Lieder", die politische Dichtung der dreißiger und vierziger Jahre und die Werke, die in den letzten Lebensjahren des Dichters in Paris entstanden sind. Ein besonderer Akzent liegt auf metrischen und ästhetischen Fragen.
Die Veranstaltung wird digital durchgeführt. Über Abläufe, Termine und Lektüren werden die angemeldeten Studierenden vor Beginn der Vorlesungszeit per Rundmail informiert. |
Literatur |
Folgende Gedichtsammlung , die Grundlage der Seminardiskussion sein wird, ist bereits während der Vorlesungsfreien Zeit zu lesen. Die Seminarlektüre ist sowohl im Buchhandel als auch auf dem antiquarischen Markt in unterschiedlichen Ausgaben und Auflagen greifbar:
- Heinrich Heine: Sämtliche Gedichte in zeitlicher Folge. Hrsg. von Klaus Briegleb. Frankfurt am Main: Insel Verlag 1997 [it 1963].
Einen Überblick über Perspektiven und Probleme der literaturwissenschaftlichen Forschung können Sie sich in Vorbereitung des Seminars mit folgenden Werken erarbeiten:
- Gerhard Höhn: Heine-Handbuch. Zeit, Person, Werk. Stuttgart und Weimar: J. B. Metzler 2004.
- Sikander Singh: Einführung in das Werk Heinrich Heines. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 2011. |