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Bedingt durch die Corona-bedingten widrigen Umstände hat die Präsentation im SS 20 nicht richtig funktioniert und wurde im WS 20/21 komplett wieder-holt. Im SS 21 soll nun die Zeit vom späten 18. bis zu den Anfängen des 20. Jahrhunderts ins Visier genommen werden. Sie beginnt mit dem Klassizis-mus und schon hier tauchen Fragen auf, die sich im Verlauf des 19. Jahrhun-derts weiter zuspitzen: Handelt es sich hier mit Repliken aus der griechisch-römischen Antike und später mit Stilzitaten aus dem Mittelalter und der Neu-zeit (Neo-Gotik, -Renaissance, -Barock) um Ausdruck der Einfallslosigkeit? Fällt das Urteil milder aus, wenn man die Motive dazu hinterleuchtet? Immer-hin haben weder die Romantik noch der Realismus oder der Impressionis-mus ein Pendant in der Architektur. Aber gesellschaftlich gibt es eine entscheidende Veränderung: Freischaffen-de Künstler sind immer weniger reine Auftragsempfänger und entfalten unab-hängig Bildideen. Damit kehren sich die bisherigen Verhältnisse um: Werke der Bildenden Kunst entstehen nicht mehr in Bezug auf Architektur, sondern Architektur muss entstehen, um Bildende Kunst zu präsentieren. Was im Barock andeutungsweise schon in Schlössern in Form von Galerien zur Erbauung des Adels eingerichtet war, wird nun – zumindest theoretisch – Allgemeingut: Öffentliche, also frei zugängliche Galerien und Museen werden ausschließlich zur Präsentation von Bildschöpfungen errichtet und dadurch auch zum Schauplatz gesellschaftlicher Turbulenzen – das Elitepublikum ist nicht mehr unter sich! Vor allem aber technologisch gibt es in der Mitte des 19. Jahrhunderts einen Paukenschlag: Als Folge der Industrialisierung entsteht ein völlig neuer Architekturtypus: Die Ingenieurskunst. Weltausstellungen präsentieren den Kristallpalast in London, den Eiffelturm und die Galerie des Machines in Paris gleichzeitig und geben ebenso wie Bahnhofshallen und Fabrikgebäude einen Vorgeschmack auf die künftige Globalisierung. Gusseisen und Stahl geben der Architektur ein völlig neues Gesicht und fegen den Verdacht der Ideen-losigkeit hinweg, erzeugen zugleich aber das Gefühl von technoider Kälte. Aber darauf gibt es am Ende des Jahrhunderts eine Antwort: Der Jugendstil. |