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In der europapolitischen Diskussion der letzten Jahre wird vor allem von sogenannten Europa-Skeptikern die Frage aufgeworfen, ob es überhaupt eine europäische Identität gäbe, die an die Stelle der früheren nationalen Identitäten treten könne. In der Tat beobachten auch die „Europäer“ mit Sorge das Wiederaufkommen nationalistischer Tendenzen, Propaganda-Parolen und rechtsradikaler Gruppierungen neben den traditionellen Parteien. So wurde z.B. nach der letzten Bundestagswahl die AfD zur stärksten Oppositionsfraktion im Deutschen Bundestag, auch in Frankreich erstarkte die nationale Sammlungsbewegung von Marine le Pen (RN). Umso wichtiger ist die Herausarbeitung und Erläuterung von Begriffen wie Nation, Nationalstaat und Nationalismus sowie weitere Begriffe wie Nationalgefühl, nationale Identität, Kulturnation und Staatsnation – eine Unterscheidung die bekanntlich auf Goethe zurückgeht, wie überhaupt die Frage, was besagt „deutsch“ heute und wie verhält sich die weitere Entwicklung der nationalen und kulturellen Identität zu einer multikulturellen Gesellschaft. Ohne diese Begriffserklärungen und ihre historisch-politische Bedeutung ist auch die Auseinandersetzung mit Rassismus und Antisemitismus im öffentlichen Diskurs nicht zu führen. Es ist die Aufgabe der Politikwissenschaft und insbesondere der politischen Psychologie, auch die Symbole zu analysieren, mit denen Gefühle der Menschen zu Aktionen mobilisiert werden können (z. B. Anschläge auf Synagogen). Dass vor allem die Sprache ein Wesensmoment der nationalen Identität ist, wird von niemandem bezweifelt. Ob allerdings die Deutschen, wie die englische „Times“ schon vor Jahren in einem Leitartikel behauptet hat, sich durch eine „linguistic submissiveness“ auszeichnen und damit ihre Sprache durch, oft falsch angewendete, Anglizismen „verhunzen“ (home office, home schooling, schools out party, lockdown, lockout), steht auf einem anderen Blatt. Man muss nicht Sprachwissenschaftler sein, um zu wissen, dass sich die modernen Sprachen durch Übernahme fremdsprachlicher Begriffe weiterentwickelt haben. Dennoch gibt es Grenzen der Anpassung. |