Kommentar |
„Wer bin ich?” ist eine der zentralen Fragen unseres Lebens. Lateinisch idem (= eben derselbe) und identidem (= immer wieder, wiederholt) sind die Wurzeln des Identitätsbegriffs. Ich erfahre mich also immer als der- und dieselbe, bin Subjekt, Person, Individuum. Wenn’s so einfach wäre! Kaum ein anderes Konzept ist derzeit so sehr Gegenstand öffentlicher Diskussionen wie das der Identität, denn damit ist eben nicht nur das Gefühl verbunden, ich und kein*e andere*r zu sein, sondern ein ganzes Füllhorn voller Selbst- und Fremdzuschreibungen. Bei sich zu bleiben, fällt da nicht immer leicht. Zudem: Identitäre Bewegung, Identitätspolitik, Corporate Identity – der Begriff ist inhaltlich vielfach entgrenzt. Amartya Sen spricht von Identitätsfalle (Identity and Violence, 2006), Kwame Anthony Appiah von den „Lügen, die verbinden” (The Lies that Bind: Rethinking Identity, 2018).
Der Kurs will einführend einerseits Identitätskonzepte verschiedener wissenschaftlicher Disziplinen vorstellen und andererseits die Begriffe und Konzepte betrachten, die mit Zuschreibungen verbunden werden: Geschlecht, Rasse, Ethnie, Nation, Kultur, Religion, Bildung, Milieu usw. Vielleicht wissen wir danach, welche Identität oder Identitäten wir haben.
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Bemerkung |
Zur Person Kerst Walstra:
Studium der Allgemeinen und Vergleichenden Literaturwissenschaft, Amerikanistik und Englischen Philologie (Universität des Saarlandes), Abschluss: M.A. (1991) / Studienaufenthalte in den USA und den Niederlanden.
1992-2002 Mitarbeiter und Lehrbeauftragter im Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft der Universität des Saarlandes.
Seit 2003 in der Erwachsenenbildung tätig. Schwerpunkte: Europäische Literatur- und Kulturgeschichte, Literatur- und Kulturtheorie, wissenschaftliche Arbeitstechniken. Gasthörerstudium.
Kontakt: kerst.walstra@freenet.de |