Lerninhalte |
Der durch die modernen Massenmedien deutlich beschleunigte und erleichterte Meinungsaustausch macht Kritik an Regierenden und anderen Personen des öffentlichen Lebens nicht nur leichter hörbar, sondern ermöglicht auch neuen Gruppen die Möglichkeit zur wirkungsvollen Äußerung ihrer Kritik oder Polemik. Gerade hinsichtlich sogenannter ‚shitstorms‘ im Internet wird daher immer wieder die Frage aufgeworfen, was noch unter berechtigte Kritik fällt oder schon reine Beleidigung ist. Eine Aufteilung in solche Kategorien ist der Antike völlig fremd. Bisweilen begegnen auch in Publikationen mit wissenschaftlichem Anspruch historische Motive zur Kennzeichnung des schlechten Herrschers. So veröffentlichte im Jahr 2017 eine Gruppe von Psychiatern und Psychologen einen Sammelband mit Beiträgen, die den Nachweis erbringen sollten, dass der US-Präsident Donald Trump wahnsinnig ist. Allerdings erfuhr diese Veröffentlichung in der Folge Kritik aus verschiedenen Fachdisziplinen. So wurde aus historischer Sicht kritisiert, dass mit Donald Trump nicht zum ersten Mal ein Herrscher als ‚wahnsinnig‘ bezeichnet wird. Genauso brandmarkte auch der kaiserzeitliche Biograph Sueton den Kaiser Caligula oder Ludwig Quidde den deutschen Kaiser Wilhelm II. Der Brückenkurs soll den literarischen Formen und Ausprägungen der Kritik an römischen Kaisern in der Zeit von Augustus bis Theodosius II. nachgehen. Um die Gemeinsamkeiten und Unterschiede bei der Kritik und den zum Einsatz kommenden literarischen Mitteln aufzuzeigen, werden nicht, wie häufig üblich, einzelne Kaiser, sondern die kritisierenden Autoren in den Blick genommen. Nach einer kurzen theoretischen Einführung zu Besonderheiten, Zielen und Vorläufern der römischen Herrscherkritik sowie einer knappen Behandlung des Herrschaftssystems des Augustus werden in chronologischer Reihenfolge zahlreiche antike Autoren behandelt (z. Bsp. Seneca, Tacitus, Sueton, Galen, Ammian, Priskos). Diese Vorgehensweise bietet nicht nur einen Einblick in verschiedene literarische Gattungen, sondern auch einen Überblick über bedeutende Ereignisse der Kaiserzeit, bei dem unterhaltsame Anekdoten nicht zu kurz kommen. Dabei besteht immer wieder Gelegenheit, auch auf moderne Rezeptionsformen dieser Kritik und moderne Vergleiche einzugehen. |