Kommentar |
In allen Genres der Literatur und bei so gut wie allen Autorinnen und Autoren findet man die Beschäftigung mit dem Traum und mit Träumen — man könnte vermuten, von Beginn der Literatur an. Träume werden im Text nachgebildet und imitiert, manche konstruiert, offenbar aufgezeichnete Träume gehen episodenhaft in narrative Strukturen ein oder werden mehr oder weniger übertragen, umgearbeitet ins Literarische. Das wirft die Frage auf: Ist die Genese von Traum und Literatur möglicherweise verwandt, strukturähnlich, gehorcht gleichen Bedingungen und Gesetzen der Poesie?
In den ersten Treffen nach der Vorbesprechung versucht ein Initialreferat (nebst Klärung einschlägiger Grundbegriffe) Parallelen und Gegensätze zwischen literarischer und Traumproduktion darzustellen. Bei dieser Veranstaltung handelt es sich jedoch um eine praktische Übung, daher wird erwartet, dass die Teilnehmenden bereit sind, eigene Traumprotokolle oder literarische Texte, die aus Träumen hervorgehen oder Träume als Material verwenden, anzufertigen und für den folgenden Diskurs innerhalb des praktischen Seminars zur Verfügung zu stellen. Themen des Diskurses können z.B. folgende sein:
- Besteht Verwandtschaft in Genesis oder Struktur zwischen poetischen Texten und Träumen? Liegen beiden gleiche Antriebe zu Grunde?
- Traumprotokolle, Traumdichtung und ihre Traditionen, der Traum in der Literatur
- Jargons, Stile, Konventionen des traumhaften Schreibens – der literarisch konstruierte Traum
- Gibt es Traumrekorder? Ist Traumaufzeichnung ohne Interpretation möglich? Wie authentisch sind Traumprotokolle? Auf welche Weise und wie stark entzieht sich der Traum unserer Betrachtung? (Träume sind Schäume...)
- Literaturkritik ist erlaubt -- Traumkritik ebenso?
- Der besondere mentale Zustand des Traums – entspricht ihm ein besonderer Zustand beim Schreiben? – Andere poetogene Bewusstseinszustände wie Tagtraum und katathyme Imagination, Trance, Rausch
- Lassen sich Traumdeutungstechniken auf Literatur übertragen?
- umgekehrt: Sind Träume literarisch interpretierbar? (der Traumtext begreifbar als Metatraum, als Theorie des Traums?)
- Traumaufzeichnung als Material für Literatur: Spart der Rückgriff auf Träume Imaginationsarbeit beim Erzeugen von Literatur?
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Bemerkung |
Zur Person Klaus Behringer:
geb. 1958 in Saarbrücken. Studium der Physik, Mathematik und Erziehungswissenschaften an der Uni des Saarlandes. Zwei Staatsexamen. Seit 1992 freier Schriftsteller, Journalist, Lektor und Herausgeber. Dozent für Essayistik und Kreatives Schreiben. Mitglied des P.E.N. und des Verbands deutscher Schriftsteller (VS). Vorsitzender der VS Saar seit 1995.
Mehr Informationen unter: http://saarautoren.sulb.uni-saarland.de/a-z/b/behringer/
Kontakt: k.behringer@mx.uni-saarland.de
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Leistungsnachweis |
Als Prüfungsleistung (außer der regelmäßigen aktiven Teilnahme, wie üblich) zeigt jede(r) Teilnehmende mindestens einen selbst verfassten Traumtext, ein eigenes Traumprotokoll oder einen literarischen, aus einem Traumprotokoll entwickelten Text und diskutiert ihn mit den anderen Teilnehmenden.
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