Kommentar |
Fast genau um die Mitte des 19. Jahrhunderts kann man eine Reihe von Wandlungen im europäischen Musiktheater beobachten. Ältere Gattungskonzepte vor allem der italienischen Oper, die seit dem 18. Jahrhundert Bestand hatten, sind noch strukturell wirksam, lösen sich aber zunehmend auf. Die gerade in Paris auch über die konkurrierenden Opernhäuser institutionalisierten Gattungen der "großen Oper" wie der "Opéra comique" prägen neue Formen aus. Hinzu kommt eine individuelle Tendenz mancher Komponisten, Gattungsgrenzen - hin zum Oratorischen oder Vokal-Symphonischen - zu überschreiten und Gattungsmerkmale zu verschmelzen. Zudem entwickeln sich nun auch jenseits der west- und südeuropäischen Opern-Zentren gerade im Osten durch politische wie kulturelle Unabhängigkeitsbestrebungen nationale Sonderwege auf der Basis eigener Stoffe und Volksmusik. Die Ästhetik "musikalischer Dramen" (und Komödien) wird vielfältiger und oft auch - wie bei Wagner - dogmatischer. Wir werden uns mit den Entwicklungen anhand einer mehr oder weniger chronologischen Folge von Fallbeispielen aus den 1840er- bis zu den frühen 1860er-Jahren beschäftigen. Eine Verabredung dieser Werke erfolgt in der ersten Sitzung. |