Kommentar |
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„Für mich ist Lyrik eine Form der Politik und des Protests,” sagt die russische Lyrikerin Galina Rymbu (*1990), die 2018 die russischsprachige Online-Zeitschrift „F-pisʼmo” (Russisch für „feministisches Schreiben”) ins Leben rief. Auf der Internetplattform haben sich Lyrikerinnen, Schriftstellerinnen und Philosophinnen der russischsprachigen Frauenbewegung zusammengefunden, um ihre Texte zu veröffentlichen, Seminare abzuhalten und ihre Utopie eines gleichberechtigten Zusammenlebens für Russland zu propagieren. Das junge, dynamische Netzwerk wächst stetig und arbeitet aktiv mit der feministischen Literaturszene in Belarus, der Ukraine und anderen Staaten der ehemaligen Sowjetunion zusammen. Im Herbst 2020 wurde die Seite mit dem renommierten Andrej-Belyj-Preis ausgezeichnet, den die Betreiberinnen jedoch als patriarchalisch ausgerichtete Institution ablehnten.
Im Seminar wollen wir untersuchen, wie die junge Generation russischsprachiger Lyrikerinnen ihrem Protest gegen das autoritäre politische System und die überkommenen patriarchalischen Strukturen in Russland lyrisch Ausdruck verleiht, welche Poetiken sie dabei verfolgen und welche Utopien einer libertär-sozialistischen Gesellschaftsordnung sie entwerfen. Im Zentrum wird die Textanalyse von Gedichten von Lida Jusupova, Galina Rymbu und Oksana Vasjakina stehen, weitere „Fem-Poetessen” werden überblicksartig abgeschaut. Neben den bereits vorliegenden Übersetzungen ins Englische sollen als Arbeitsmaterial deutsche Übersetzungen dienen, die im Laufe des Seminars entstehen. |
Literatur |
Oksana Vasyakina: Wind of Fury. In: Sinister Wisdom 110, Fall 2018, pp. 34-49; Galina Rymbu / Eugene Ostashevsky / Ainsley Morse (ed.s): F Letter: New Russian Feminist Poetry. Isolarii 2020; Galina Rymbu: Life in Space. Brooklyn NY 2020; Lida Yusupova: The Scar We Know. NYC 2021. |