Kommentar |
Etablierte wissenschaftliche Erkenntnis wird in heutigen Corona-Zeiten von populistischen Kreisen massiv in Frage gestellt und zum Teil durch Verschwörungsglauben mit selbst erklärten „wissenschaftlichen“ Anspruch ersetzt. Wie kann „Pseudowissenschaft“ erkannt und von „echter“ Wissenschaft unterschieden werden? Welche Kriterien müssen erfüllt sein, dass von „Wissenschaft“ gesprochen werden kann? Der Blick in die Wissensgeschichte seit dem 19. Jahrhundert bis heute zeigt, dass eine sichere Grenzziehung oftmals schwierig ist, dass spätere Wissenschaften zunächst als Pseudowissenschaft abgetan wurden und zeitgenössisch etablierte Wissenschaften heute als Pseudowissenschaften angesehen werden. In der Übung sollen anhand ausgewählter Beispiele von der „Deutschen Physik“ bis zur Rassenanthropologie, von der Anthroposophie bis zur Psychoanalyse, von der Welteislehre bis zur Judenforschung die Beziehungen zwischen Pseudo- und echter Wissenschaft analysiert und diskutiert werden. Eigenständige Beiträge der Studierenden zu und in den Sitzungen gestalten die Übung mit. |
Literatur |
Ernst Peter Fischer, Warum Spinat nur Popeye stark macht: Mythen und Legenden in der modernen Wissenschaft. München 2011; Norbert Franck, Handbuch wissenschaftliches Arbeiten. Neuausgabe Paderborn 2019; Ministerium des Innern des Landes Nordrhein-Westfalen (Hrsg.), Sonderbericht zu Verschwörungsmythen und „Corona-Leugnern“. Düsseldorf 2021; Mai Thi Nguyen-Kim, Die kleinste gemeinsame Wirklichkeit: wahr, falsch, plausibel? Die größten Streitfragen wissenschaftlich geprüft. München 2021; Johannes Pantenburg, Sven Reichardt, Benedikt Sepp, Corona-Proteste und das (Gegen-)Wissen sozialer Bewegungen (2021), online unter: <;www.bpb.de/apuz/wissen-2021/325605>;; Dirk Rupnow (Hrsg.), Pseudowissenschaft: Konzeptionen von Nichtwissenschaftlichkeit in der Wissenschaftsgeschichte. Frankfurt am Main 2008; Max-Planck-Gesellschaft, Regeln zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis. München 2000/2009; Deutsche Forschungsgemeinschaft, Vorschläge zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis: Denkschrift; Empfehlungen der Kommission "Selbstkontrolle in der Wissenschaft". Weinheim ergänzte Auflage 2013. |