Kommentar |
Als bedeutendes Geschichtsthema bezeichnete Johann Gustav Droysen im Jahr 1858 die „Stellung des Weibes“ und die „patriarchalische Ordnung“. In späteren Fassungen seines „Grundriss der Historik“ nannte der Historiker nur noch die „Familie“ und die „sogenannte patriarchalische Ordnung“, er hatte den Text überarbeitet. Aber das Bewusstsein, dass hier ein Mangel bestand, war offensichtlich vorhanden: Seit Jahrhunderten war die angeblich neutrale Geschichtsschreibung aus rein männlicher Perspektive verfasst worden. Doch eine „Geschichte ohne die Hälfte der Menschheit ist weniger als die halbe Geschichte“, stellte die Historikerin Gisela Bock zu Recht fest. Im Zentrum dieses Seminars wird daher die Geschichte der Frauen stehen. Fasst man die Veranstaltung in Schlagwörter, lässt sich die Spannbreite der Themen wie folgt umreißen: Frauenwahlrecht, Geburtenrückgang und Gebärstreikdebatte, Prostitution und staatliche Kontrolle, Bildungs- und Karrieremöglichkeiten, Vergewaltigung und Schuldfrage, Scheidung und Scheidungsrecht, Krieg und Geschlechterhierarchie. |
Literatur |
Gisela Bock, Frauen in der europäischen Geschichte: vom Mittelalter bis zur Gegenwart, München 2005; Karen Offen, European Feminisms 1700-1950. A Political History, Stanford 2000; Dagmar Herzog, Sexuality in Europe. A Twentieth-Century History, Cambridge 2011; Gisela Bock, Geschlechtergeschichten der Neuzeit: Ideen, Politik, Praxis, Göttingen 2014; Karen Hagemann/Jean H. Quataert (Hg.), Geschichte und Geschlechter. Revisionen der neueren deutschen Geschichte, Frankfurt a.M./New York 2008.
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