Kommentar |
Mit seiner um 1266 vollendeten Sammlung von Heiligenlegenden, bekannt geworden unter dem Titel "Legenda Aurea", gelang dem Dominikanermönch und Genueser Bischof Jacobus de Voragine einer der großen 'Publikumserfolge' des europäischen Mittelalters. Die in einfacher, eingänglicher Sprache verfassten Erzählungen vom wundersamen Leben (und Sterben) der christlichen Heiligen trugen nicht nur zur deren Popularisierung bei, sondern übten einen erheblichen ikonographischen Einfluss in vielen Bereichen der mittelalterlichen Sakralkunst aus, zumal Voragines Sammlung in der Folge vielfach lokal- und regionalspezifisch angereichert worden ist. Große Freskenzyklen von Giotto bis Piero della Francesca greifen Episoden und Erzählmuster der Legenda Aurea ebenso auf wie die Buch- und Tafelmalerei nördlich der Alpen. In der Lehrveranstaltung vertiefen wir an ausgewählten Heiligenviten der Legenda Aurea und ihrer visuellen Rezeption unser Verständnis von mittelalterlicher Bildkunst, insbesondere im Hinblick auf Bild-Text-Bezüge, Frömmigkeitspraktiken und Ikonographie. Die Teilnahme an der Lehrveranstaltung ist an die Bereitschaft zur aktiven Beteiligung an der Seminardiskussion und die Übernahme eines ca. 30-minütigen Referats geknüpft. |
Literatur |
- Eberlein, Johann Konrad, Jakobi-Mirwald, Christine: Grundlagen der mittelalterlichen Kunst - eine Quellenkunde, darin Kap. 14: Hagiographie - Geschichte - Die Legenda Aurea - Illustrierte Heiligenviten, 2. Aufl. Berlin 2004, S. 179-185.
- Wetzel, Christoph (Hg.): Legenda aurea: aus der Goldenen Legende des Jacobus de Voragine; mit Meisterwerken mittelalterlicher Kunst; zweisprachige Auswahlausgabe mit dem lateinischen Text nach der Edition von Theodor Graesse und der deutschen Übertragung von Richard Benz, Freiburg i. Brsg. 2007.
- Schwarz, Michael Viktor: Giottos Weihnachten: eine transkulturelle und intermediale Bilderfindung mit Folgen, in: Kristin Marek, Martin Schulz (Hg.): Kanon Kunstgeschichte: Einführung in Werke, Methoden und Epochen, Bd. 1 Mittelalter, Paderborn 2015, S. 257-276.
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