Die Entwicklung der Fotographie in den 1820er und 1830er Jahren bringt nicht nur ein revolutionär neues Abbildungsverfahren der 'technischen Reproduzierbarkeit' (Walter Benjamin) hervor, dem bald schon die absolute Wirklichkeitstreue eines "Pencil of Nature" (Henry Fox Talbot) nachgesagt wird; vielmehr veränderten diese neuen Bilder ebenso die Rezeption und Wahrnehmung — mit Auswirkungen auch auf andere Künste, wie etwa die impressionistische Malerei der 1860er Jahre oder den literarischen Realismus und Naturalismus am Ende des Jahrhunderts.
Und in dieser Zeit entwickelt sich aus der Fotographie ("phōs" = 'Licht') noch ein weiteres Verfahren des 'Schreibens' und 'Abbildens' (altgr.: "gráphein"): Der Film — etymologisch verweist "Kinematographie" ("kínēma" = Bewegung) ja bereits darauf — setzt die Einzelbilder nun in Bewegung, und innerhalb nur weniger Jahre entsteht mit innovativen Experimenten eine 'Filmsprache', die das Kino bis heute prägt.
Das Seminar möchte die Bildproduktion von Fotographie und Film mediengeschichtlich in den Blick nehmen und die Beschäftigung mit den neuen Technologien mittels ausgewählter Texte der Foto- und Filmtheorie untersuchen. Konkrete Einzelbeispiele der ersten 100 Jahre (schwerpunktmäßig Europa zwischen ca. 1830–1930) können dabei die Herausbildung genuiner Darstellungsverfahren und medienspezifischer Ästhetiken nachzeichnen. |