Während der 1840er und 1850er Jahre galt der österreichische Schriftsteller Adalbert Stifter (1805 bis 1868) als Erzähler von Rang. Die Nachwelt hat seine Werke über lange Zeit lediglich als Beschreibung wie als Ausdruck einer (überlebten) biedermeierlichen Idylle erkannt. Erst Leserinnen und Leser des 20. Jahrhunderts vermochten hinter dem Behutsamen seiner Sprache und der epischen Breite seiner Naturdarstellungen, welche die Seelenlandschaft des Menschen ebenso minutiös erfasst wie den Landschaftsraum, die Fragen und Abgründe eines modern-gebrochenen Bewusstseins zu erkennen.
Das Seminar erörtert ausgewählte Erzählungen Stifters, entwickelt exemplarische Deutungszugänge und diskutiert verschiedene Ansätze literaturgeschichtlicher Einordnung im Spannungsfeld von Romantik, Biedermeier und Realismus. |