Kommentar |
Wolfram von Eschenbach zählt zu den bedeutendsten deutschsprachigen Dichtern des Mittelalters. Die Überlieferung seines Werks umfasst neun Lieder sowie drei Romane. Der Fokus des Hauptseminars soll auf Wolframs Titurel liegen, einem fragmentarischen Text, der von dem Liebespaar Sigune und Schionatulander handelt. Im Titurel werden Fragen aufgegriffen, die bereits im Parzival angelegt sind, dort aber – offenbar absichtsvoll – unbeantwortet bleiben. Während Schionatulander im Parzival bereits tot ist, und die Rezipient*innen lediglich erfahren, eine Hundeleine sei ihm zum Verhängnis geworden („ein bracken seil gap im den pîn“ , Pz. 141, 16), liefert der Titurel weitere Details zu ebenjener Hundeleine. Allerdings sind alle Aussagen, die im Titurel getroffen werden, von einer „Gleich-Gültigkeit des Möglichen“ (Fuchs-Jolie 2003:24) gekennzeichnet, sodass sich der Text eher zu entziehen scheint, als dass er Antworten liefert. Bedeutungen sind flüchtig wie ein Schriftzug auf einer Hundeleine, die dem Betrachter durch die Hände gleitet…
Da Titurel und Parzival in beschriebener Weise in Relation zueinander stehen, werden wir uns zunächst mit der Sigune-Handlung im Parzival auseinandersetzen und daraufhin die beiden Titurel-Fragmente kennenlernen. Die entsprechenden Auszüge aus dem Parzival werden Ihnen in MS-Teams zur Verfügung gestellt. |