Kommentar |
Nicht die Geschichte der Medizin soll im Zentrum dieses Seminars stehen, sondern die Wechselwirkung zwischen medizinischer, politischer und gesellschaftlicher Entwicklung. So proklamierte zum Beispiel der Arzt und Politiker Rudolf Virchow im 19. Jahrhundert das „Recht auf Gesundheit“: Es müsse ein Rechtszustand geschaffen werden, der „den Besitzlosen ihr einziges Eigentum, ihre Gesundheit, sichere“. Unter Otto von Bismarck wurde die Sozialgesetzgebung eingeführt – objektiv betrachtet entsprach dieses Gesetzespaket den gesundheitlichen und sozialen Bedürfnissen der Arbeiterschaft, politisch betrachtet aber war es eine antisozialistische Maßnahme. Medizingeschichte wird in diesem Kurs folglich als Teildisziplin der Politik-, Gesellschafts- und Alltagsgeschichte verstanden und soll als Ausgangspunkt bzw. Leitfaden dienen, um die Wechselbeziehungen zwischen Staat, Gesellschaft und Individuum nachzuvollziehen. Themen werden u.a. sein: Großstadt und Hygiene; Geburtenkontrolle und Gebärstreikdebatte; Bekämpfung von Cholera, Tuberkulose und AIDS; Krieg und Medizin; Prostitution und Gesundheitspolitik. |
Literatur |
Literaturempfehlung:
Wolfgang U. Eckart/Robert Jütte, Medizingeschichte. Eine Einführung, 2., überarb. u. erg. Aufl., Köln/Weimar/Wien 2014; Calixte Hudemann-Simon, Die Eroberung der Gesundheit 1750-1900, Frankfurt a.M. 2000; Mark Jackson (Hg.), The Oxford Handbook of the History of Medicine, Oxford 2011; Wolfgang U. Eckart, Illustrierte Geschichte der Medizin. Von der französischen Revolution bis zur Gegenwart, Heidelberg 2011; Roy Porter, Die Kunst des Heilens. Eine medizinische Geschichte der Menschheit von der Antike bis heute, Heidelberg/Berlin 2003. |