Zur Seitennavigation oder mit Tastenkombination für den accesskey-Taste und Taste 1 
Zum Seiteninhalt oder mit Tastenkombination für den accesskey und Taste 2 
Muster-Hochschule
Startseite    Anmelden    SoSe 2024      Umschalten in deutsche Sprache / Switch to english language      Sitemap

Eine Literaturgeschichte der Liebe - Einzelansicht

Zurück
Grunddaten
Veranstaltungsart Vorlesung Langtext
Veranstaltungsnummer 138301 Kurztext
Semester WiSe 2022/23 SWS
Erwartete Teilnehmer/-innen Max. Teilnehmer/-innen
Turnus Veranstaltungsanmeldung Veranstaltungsbelegung im LSF
Credits
Termine Gruppe: iCalendar Export für Outlook
  Tag Zeit Turnus Dauer Raum Raum-
plan
Lehrperson Status Bemerkung fällt aus am Max. Teilnehmer/-innen
Einzeltermine anzeigen
iCalendar Export für Outlook
Mi. 08:30 bis 10:00 s.t. woch 26.10.2022 bis 08.02.2023  Gebäude B3 2 - Seminarraum 1.07        
Gruppe :
 


Zugeordnete Person
Zugeordnete Person Zuständigkeit
Solte-Gresser, Christiane , Univ.-Prof. Dr. phil.
Zuordnung zu Einrichtungen
Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft (ehem. 4.5)
Inhalt
Kommentar

Ausgangsfragen der Vorlesung

Die Vorlesung gibt in knappen Schlaglichtern einen Überblick über die Geschichte der europäischen Literatur von der Antike bis heute. Dabei soll ein grundsätzliches Verständnis für Literatur in ihren gesellschaftshistorischen Zusammenhängen, in ihren größeren epochalen Dimensionen und in ihren Nationen übergreifenden Perspektiven vermittelt werden. Zentrale Fragen sind daher die folgenden: Wie werden bestimmte Stoffe und Gattungen über national(philologisch)e und historische Grenzen hinweg bearbeitet und weitergeschrieben? Wie sind solche Epochen und Strömungen miteinander verknüpft und inwiefern bedingen sie sich gegenseitig? Welche Probleme, Fragestellungen und Themen stehen überhaupt zu welchen Zeiten im Zentrum der kulturellen Produktion und Rezeption? Wie wirken die sich historisch verändernden sozialen, politischen und ideengeschichtlichen Kontexte in die Literatur hinein? In welchem Verhältnis stehen die literarischen Texte zu anderen Künsten und Wissenschaften? Und schließlich, (wie) wirkt die Literatur auf die historische ‚Wirklichkeit’ zurück?

Aufbau der Vorlesung 

Für einen Überblick über die europäische Literaturgeschichte von der Antike bis heute widmet sich jede Sitzung einem zentralen Abschnitt der Literaturgeschichte mit seinen kulturellen, sozialhistorischen und ästhetisch-poetologischen Schwerpunkten. Anhand von repräsentativen Werken aus der deutschen, französischen, englischen, italienischen, russischen und türkischen Literatur, die sich alle in je spezifischer Weise mit dem Thema Liebe auseinandersetzen, sollen die Grundzüge von Antike, Mittelalter, Früher Neuzeit, Barock, Klassik, Aufklärung, Sturm und Drang, Romantik, Realismus, Avantgarde und Klassischer Moderne sowie Moderne und Postmoderne vermittelt werden.

Teil der Vorlesung sind immer auch grundsätzliche literaturtheoretische Fragen zu Potenzialen und Grenzen der Literaturgeschichte, zur Periodisierung, zu Kanonisierungsprozessen, Gattungsgrenzen sowie zu Intertextualität, Motiv- und Stoffgeschichte. Diese ergeben sich stets aus konkreten Frage- und Problemstellungen einzelner Sitzungen und werden uns daher das gesamte Semester über begleiten.

Nach einer Einführung in die jeweilige Epoche und einem Überblick über wichtige literarische Werke in der ersten Hälfte der Sitzung, werden wir im zweiten Teil das Vermittelte jeweils an einem bestimmten Text(ausschnitt) gemeinsam nachvollziehen. Die wöchentlich vorzubereitenden Texte aus der europäischen Liebesliteratur werden zu Beginn des Semesters in einem Reader als Kopiervorlage zur Verfügung gestellt. Dieser beinhaltet auch deutschsprachige Übersetzungen der Originale. 

Weder entspricht dieser Reader exakt der Leseliste des Moduls Vergleichende Literaturgeschichte, noch ersetzt er diese (bzw. deren individuelle Erarbeitung). Er weist jedoch zahlreiche Überschneidungen auf. Der Besuch dieser Vorlesung ist also keine notwendige Voraussetzung für eine erfolgreiche Leselisten-Prüfung. Er erleichtert jedoch die Vorbereitung. 

Ziele der Vorlesung

Erstens soll ein grundlegendes Verständnis für die historische Bedingtheit kultureller Phänomene vermittelt werden. Diese lassen sich einerseits nur in ihrem zeitlichen und kulturellen Abstand zu unserer Gegenwart verstehen – gerade ihre historische Fremdheit und Andersartigkeit macht sie ja für uns heutige Leser/innen interessant. Andererseits werden vergangene Texte stets aus einer bestimmten gegenwärtigen Situation heraus gelesen, die unsere Lektüren unwillkürlich prägt. Die Rezeption stellt also immer auch eine aktualisierende Neulektüre alter Texte dar, mit der versucht wird, historische Differenzen zu überbrücken. Aus dieser unauflöslichen Spannung speisen sich letztlich unsere literaturgeschichtlichen Kenntnisse, die anhand wöchentlich vorzubereitender Textausschnitte aus Werken großer ‚Klassiker der Liebesliteratur’ vertieft werden sollen.

Zweitens wird es in der Vorlesung darum gehen, die Besonderheiten einer bestimmten Epoche aus ihrer Position innerhalb einer gesamthistorischen Entwicklung heraus zu erkennen; sie also als Antwort bzw. Reaktion auf zuvor gestellte Fragen und aufgeworfene Probleme zu verstehen. Indem eine Epoche stets vergleichend im Hinblick auf andere befragt wird, entsteht eine Einsicht in größere literaturgeschichtliche Prozesse und kulturelle Dynamiken.

Solche Epochen wiederum sind, drittens, keine objektiven Tatsachen, sondern Ergebnis einer literaturwissenschaftlichen Konstruktion. Diese geschieht aus einer bestimmten theoretischen und methodischen Position heraus und ist dementsprechend perspektivenabhängig. Literaturgeschichte beruht also auf Prinzipien wie Selektion, gesellschaftspolitischen Zäsuren und kulturellen Wertmaßstäben. Auch solche Ordnungsmodelle und ihre jeweiligen Kriterien gilt es im Rahmen der Vorlesung nachzuvollziehen. 

Schließlich ergibt sich aus der Vorlesung, viertens, durch ihre thematische Fokussierung auf das Thema Liebe im jeweils zweiten Teil der Sitzung ein textnaher und auf Eigenlektüren basierender Einblick in die Literaturgeschichte der Liebe. Liebe erscheint hier als eine diskursive und ästhetisch vermittelte Praxis, die historisch und kulturell ausgesprochen variabel ist. Dementsprechend wird sie in Erzählungen, Gedichten, Theaterstücken oder Filmen immer wieder neu entworfen, vorgeführt und verhandelt. Den Beitrag dieser unterschiedlichen ‚Sprachen der Liebe’ für unsere Wahrnehmung des Phänomens zu verstehen, ist ein weiteres Ziel der Vorlesung.

Und nicht zuletzt bietet die Vorlesung die Möglichkeit einer begleitenden Vorbereitung zur mündlichen Prüfung der Leseliste Literaturgeschichte, die am Ende des Semesters stattfindet. Anhand einzelner Textausschnitte aus Werken der europäischen Liebes-Literaturgeschichte, werden vergleichend Eigenheiten und repräsentative Merkmale erarbeitet, die Rückschlüsse auf die Liebesdiskurse der Epoche, der Zeit und des Gesamtwerks bestimmter Autor/inn/en erlauben. 

Literatur

Einführende Literatur

Liebe und Literatur:

Götze, Karl-Heinz, u.a. (Hg.): Zur Literaturgeschichte der Liebe, Würzburg: Königshausen und Neumann 2009.

Illouz, Eva: Der Konsum der Romantik. Liebe und die kulturellen Widersprüche des Kapitalismus, Frankfurt am Main/New York: Campus 2003.

Jahraus, Oliver: Amour fou. Die Erzählung der Amour fou in Literatur, Oper, Film; zum Verhältnis von Liebe, Diskurs und Gesellschaft im Zeichen ihrer sexuellen Infragestellung, Tübingen: Francke 2004.

Matt, Peter von: Liebesverrat. Die Treulosen in der Literatur, München: Hanser 1989.

Schmoelders, Claudia: Erfindungen der Liebe. Berühmte Zeugnisse aus drei Jahrtausenden, Frankfurt: Insel 2000.

Schneider, Manfred: Liebe und Betrug. Die Sprachen des Verlangens, München: dtv 2004.

Seybert, Gislinde: Liebe als Fiktion. Studien zu einer Literaturgeschichte der Liebe, Bielefeld: Aisthesis 1995.

Solte-Gresser, Christiane, u.a. (Hg.): Eros und Literatur. Liebe in Texten von der Antike bis zum Cyberspace, Bremen: Edition Lumière 2005.

 

Literaturgeschichte:

„Literaturgeschichte und Literaturgeschichtsschreibung“ in: Ansgar Nünning (Hg.): Metzler Lexikon Literatur- und Kulturtheorie, Stuttgart/Weimar: Metzler 2001.

Corbineau-Hoffmann, Angelika: „Epochenbildung. Zur Notwendigkeit und Problematik von Periodisierungen“, „Komparatistik und Weltliteratur“, in: dies.: Einführung

in die Komparatistik, Berlin: E. Schmidt 2000, S. 16-26 und S. 220-235.

Corbineau-Hoffmann, Angelika: „Literaturgeschichte und Komparatistik“, „Epoche“, in: Metzler Handbuch Komparatistik, hg. Rüdiger Zymner/Achim Hölter, Stuttgart: Metzler 2013, S. 177-180 und 91-94.

Meier, Albert: „Literaturgeschichtsschreibung“, in: Heinz Ludwig Arnold/Heinrich Detering: Grundzüge der Literaturwissenschaft, München: Dtv 2002, S. 570-584.

Metzler Literaturgeschichten; nationalphilologische Einzelbände:

  • Deutsche Literaturgeschichte, hg. Wolfgang Beutin, Inge Stephan u.a.
  • Englische Literaturgeschichte, hg. Hans Ulrich Seeber
  • Französische Literaturgeschichte, hg. Jürgen Grimm
  • Italienische Literaturgeschichte, hg. Volker Kapp
  • Russische Literaturgeschichte, hg. Klaus Städtke

Schönert, Jörg: „Literaturgeschichtsschreibung“, in: Handbuch der Literaturwissenschaft, hg. Thomas Anz, Stuttgart: Metzler 2002, S. 267-284.

Winko, Simone: „Literarische Wertung und Kanonbildung“, in: Heinz Ludwig Arnold / Heinrich Detering: Grundzüge der Literaturwissenschaft, München: dtv 1996, S. 585-600.

Bemerkung

Informationen zur mündlichen Prüfung Literaturgeschichte

Es handelt sich um eine mündliche, benotete Einzelprüfung à 20 Minuten. 

 

Ablauf: Zu Beginn stellen Sie einen Text Ihrer Wahl vor (maximal 5 Minuten). Daran schließen sich Fragen zu den weiteren Texten der Leseliste an. Zur Vorbereitung wird Ihnen eine Datei mit Orientierungsfragen zur Prüfung zur Verfügung gestellt.

 

Termine: Mittwoch, der 8. Februar 2023, ab 9 Uhr oder der 29. März 2023, ab 9 Uhr

 

Die Anmeldung zur Leselistenprüfung erfolgt per E-Mail an Frau Angelika Selle (sek.avl@uni-saarland.de). Geben Sie in der E-Mail bitte Ihren Namen, Ihre Matrikelnummer und Ihren Wunschtermin an. 

 

Folgende Texte werden geprüft:

(Sie können die Werke in einer beliebigen Ausgabe lesen; alle wichtigen Textausschnitte werden Ihnen zusätzlich in Form eines Readers als pdf-Datei zur Verfügung gestellt)

 

Leseliste Literaturgeschichte der Liebe

Plautus: Amphitruo (ca. 200 v. Chr.), deutsch: Amphitryon

Ovid: Metamorphosen (ca. 1-8 n. Chr.): Die Sage von ”Pyramus und Thisbe”

Gottfried von Straßburg: Tristan und Isolde (ca. 1210)

Francesco Petrarca: Canzoniere (ca. 1348), 34. Sonett

William Shakespeare: Sonnets (1609), deutsch: Sonette, 18. und 130. Sonett

Johann Wolfgang Goethe: Die Leiden des jungen Werthers (1774)

Gustave Flaubert: Madame Bovary (1856)

Henrik Ibsen: Et dukkehjem (1879), dt: Nora. Ein Puppenheim

Thomas Mann: Der Tod in Venedig (1912)

Michelangelo Antonioni (Regie): L’éclisse, deutsch: Liebe 62 (Film, Italien 1962)

Ingeborg Bachmann: Malina (1971)

Orhan Pamuk: Masumiyet Müzesi (2008), deutsch: Das Museum der Unschuld

 

Fragen zur Orientierung für die mündliche Prüfung

Vorbemerkung: Gegenstand der Prüfung sind ALLE Texte bzw. Textausschnitte der Leseliste. Die Fragen dienen der individuellen Vorbereitung; sie werden nicht schematisch Text für Text abgefragt. Es geht weniger um das Abprüfen von Wissen, als um Ihre selbständige literaturwissenschaftliche Lektüre der Texte, die in das Prüfungsgespräch eingebracht werden soll.

Stellen Sie zunächst einen Text Ihrer Wahl in knappen Zügen vor, indem Sie skizzieren,  inwiefern es hier um das Thema Liebe geht. Allgemeines/Grundsätzliches zu ALLEN Texten: Von wem und von wann stammt der Text, welcher Gattung gehört er an, in welcher Epoche lässt er sich verorten? Wie ist das Thema Liebe mit der Handlung verflochten? Wie lässt sich die Handlung abstrahierend, systematisch und problematisierend zusammenfassen? (keine Nacherzählung!).

Allgemeines/Grundsätzliches zu ALLEN Texten: Von wem und von wann stammt der Text, welcher Gattung gehört er an, in welcher Epoche lässt er sich verorten? Wie ist das Thema Liebe mit der Handlung verflochten? Wie lässt sich die Handlung abstrahierend, systematisch und problematisierend zusammenfassen? (keine Nacherzählung!) Woraus schließen Sie überhaupt, dass es in dem Text um das Thema Liebe geht? Wie äußert sich das Thema Liebe formal (erzähltechnisch, poetisch, dramatisch, sprachlich-­‐stilistisch)? Wer spricht hier wie über Liebe? Welche Liebesdiskurse lassen sich also herausarbeiten? Welches sind die Kategorien, anhand derer sich in diesem Text das Thema Liebe analysieren lässt? (etwa als gesellschaftliches Phänomen, moralisches Problem, Desillusionierung tradierter Liebesvorstellungen, Sozialkritik, Geschlechterfragen, Konflikte zwischen Verstand und Gefühl, zwischen Körper und Geist, zwischen Liebe und Familie, Ehebruch, Liebe und Tod, religiöse Dimension der Liebe ...) Wie würden Sie also das Konzept (die Vorstellung, die Konstruktion, das Ideal, die Problematik,...) von Liebe beschreiben, das den Gegenstand des Textes bildet? Inwiefern kann der Text als typisch oder untypisch für seine Epoche gelten? Geht es in dem Text neben dem Thema Liebe auch um das Thema Literatur (Kultur/Kunst/Film/Theater/Roman/Inszenierung/Darstellung/Diskurs)? Und wenn ja, hängt diese Dimension ebenfalls mit der Liebesproblematik zusammen? Sehen Sie Verbindungen zu anderen Texten der Leseliste? Wo liegen die Gemeinsamkeiten zu den anderen Liebesdiskursen? Wo machen Sie die größten Differenzen aus? Lassen sie sich (literatur-­‐)historisch erklären? Welcher Text hat Ihnen aus welchen Gründen besonders gut gefallen, welcher ist Ihnen aus welchem Grund besonders fremd geblieben?

 


Strukturbaum
Keine Einordnung ins Vorlesungsverzeichnis vorhanden. Veranstaltung ist aus dem Semester WiSe 2022/23 , Aktuelles Semester: SoSe 2024