Kommentar |
Theodor Mommsen hat in einer seiner Vorlesungen über den ersten Nachfolger des Augustus folgende Aussage getroffen: „Bei Tiberius müssen wir äußerst vorsichtig urteilen. Er ist einer der bedeutendsten Männer, die je an der Spitze eines Staates gestanden haben. Sein Charakterbild ist in der Geschichte schwankend, verzerrt durch Haß und Parteiung” [Lothar Wickert, Theodor Mommsen. Eine Biographie, Bd. IV: Größe und Grenzen, Frankfurt a. M. 1980, 344]. Ein Ziel der Veranstaltung wird es sein, die Zeichnung dieses „Charakterbildes" in der römischen Historiographie zu überprüfen und verschiedene Aspekte der Herrschaft des Tiberius auf der Grundlage dieser Analyse genauer zu untersuchen. Dabei können auch methodische Unterschiede zwischen Geschichtswissenschaft und Philologie im Umgang mit Geschichtsschreibung, die ja zugleich „Quelle" und „literarisches Kunstwerk" ist, deutlich werden. Die Veranstaltung wird einerseits als Lektüreübung für Studierende der Klassischen Philologie (BA Lateinische Philologie, Latein LAG, Altertumswissenschaften mit Schwerpunkt Klassische Philologie) angeboten. Sie ist zugleich für Studierende der Altertumswissenschaften ohne Latinum als Proseminar belegbar (Arbeit mit deutschen Übersetzungstexten). |
Literatur |
Baar, M., Das Bild des Kaisers Tiberius bei Tacitus, Sueton und Cassius Dio, Stuttgart 1990; Hennig, D., L. Aelius Seianus. Untersuchungen zur Regierung des Tiberius, München 1975; Levick, B., Tiberius the Politician, London, Sydney 1976; Schrömbges, P., Tiberius und die res publica Romana. Untersuchungen zur Institutionalisierung des frühen römischen Principats, Bonn 1986; Sonnabend, H., Tiberius. Kaiser ohne Volk, Darmstadt 2012; Yavetz, Z., Tiberius. Der traurige Kaiser, München 1999. |