Der Traum vom ›künstlichen Menschen‹ ist wohl so alt wie die Kulturgeschichte selbst: Vom antiken Pygmalion-Mythos über mittelalterliche Figuren des »Golem« und »Homunkulus« bis hin zur legendären Maschinenfrau Maria in Thea von Harbous und Fritz Langs »Metropolis« (1927) lassen sich die unterschiedlichsten Phantasien in den Literaturen und Künsten finden — immer wieder aber auch tatsächliche (mechanisch-technische) Versuche der ›künstlichen Schöpfung‹.
Nach der Robotik im 20. Jahrhundert sind es nun vor allem Fortschritte im Bereich der KI, mit denen die menschliche Intelligenz (speziell Wissens-, Lern- und Entscheidungsstrukturen) ›künstlich‹ durch Programmierungen und Algorithmen nachgebildet werden. Diese sich abzeichnenden, aber in ihren Konsequenzen auch bereits konkret spürbaren Entwicklungen befördern nicht nur ganz zwangsläufig neue ethische Fragen, sondern bringen auch kritische Reflektionen hervor, sei es durch die Cultural Studies oder das ›Wissen‹ der Künste und Literaturen. Umgekehrt versuchen Algorithmen zumindest anthropozentrische Vorstellungen von Ästhetik nachzuahmen, indem sie unfertige Symphonien ›vollenden‹, Bilder malen oder aus einem Textkorpus heraus Drehbücher und Gedichte schreiben.
Das Seminar nimmt sich diesem Spannungsverhältnis zwischen ›Mensch‹ und ›Maschine‹ an, spürt in medienkulturwissenschaftlicher Perspektive den künstlerischen, literarischen oder filmischen Entwürfen nach und blickt abschließend auf die Potentiale und Limitierungen einer ›künstlichen‹ Kreativität. |