Mit Beginn der Corona-Pandemie gingen viele Menschen wieder zu Fuß. Sie gingen spazieren, im Wald und in der Stadt. Der Spaziergang machte es möglich, Freunde zu treffen und trat an die Stelle der alltäglichen, gewohnten Wege, die monatelang wegfielen.
Ausgehend von der Kunst des Gehens befasst sich das Seminar mit dem Gehen in der Kunst, an dessen Anfang die literarische Gestalt des Flaneurs im 19. Jahrhundert steht. Zur wissenschaftlichen Anerkennung gelangte das Gehen durch die von Lucius Burckhardt 1976 entwickelte soziologische Spaziergangswissenschaft, die Promenadologie. In den 1960er und 1970er Jahren machen Künstlerinnen und Künstler das Gehen in der Konzeptkunst, der Land Art und Performance zum Medium Ihres Schaffens. Die künstlerischen Praktiken, die das Gehen einschließen, markieren soziale Räume. Dabei zielt insbesondere die Walking Art auf die unmittelbare Erfahrung der jeweiligen Umgebung.
Das Seminar wird das Gehen in der Kunst der Gegenwart von seinen Ursprüngen im 19. Jahrhundert, in Fotografie und Film bis hin zu aktuellen künstlerischen Positionen im Bezug auch auf aktuelle gesellschaftliche Themen untersuchen.
Literatur:
Die Kunst des Gehens, Kunstforum International, Bd. 266, März – April 2000
Rebecca Solnit: Wanderlust. Eine Geschichte des Gehens, Berlin 2019
Lucius Burckhardt: Warum ist Landschaft schön? Die Spaziergangswissenschaft, hg. von Markus Ritter und Martin Schmitz, Berlin 2006
Der Flaneur: Vom Impressionismus bis zur Gegenwart, Ausst.-Kat. Kunstmuseum Bonn, Bonn 2018
Walk!, Ausst.-Kat. Schirn Kunsthalle Frankfurt, Frankfurt 2022 |