Kommentar |
Wissenschaftliche und technische Entwicklungen, die Industrialisierung, der Verlust von Normen, traditionellen Werten und Glaubensgewissheiten sind in literarischen Texten ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts vielfach thematisiert und reflektiert worden. Bereits an der Schwelle vom 19. zum 20. Jahrhundert glaubten viele Autoren nicht mehr an die Möglichkeit, die Wirklichkeit objektiv mit den Mitteln der literarischen Sprache darstellen zu können. Aufgrund dieser Zweifel wurde die traditionelle Aufgabe der Sprache fragwürdig. Sowohl diese sogenannte Sprachskepsis als auch die existentielle Krise des modernen, innerlich zerrissenen, einsamen Menschen führt zu der Entwicklung neuer literarischer Formen, die durch Subjektivierung und Psychologisierung gekennzeichnet sind; sie sind wesentliche Voraussetzungen für die Avantgarden der 1920er Jahre. Das Hauptseminar diskutiert ausgewählte Erzählungen der klassischen Moderne aus den Jahren 1890 bis 1933. Insbesondere sollen, unter Berücksichtigung des aktuellen Forschungsstandes, die spezifischen Merkmale des Epochenbegriffs herausgearbeitet und problematisiert werden. Unter anderem werden Erzählungen von Gerhard Hauptmann, Rainer Maria Rilke, Arthur Schnitzler, Hermann Hesse, Hugo von Hofmannsthal, Thomas Mann, Gottfried Benn, Franz Kafka und Alfred Döblin gelesen. |
Literatur |
Die Texte, die im Seminar behandelt werden, werden über TEAMS zur Verfügung gestellt.
Allgemeine Darstellungen zur Vorbereitung und Vertiefung:
- Walter Fähnders: Avantgarde und Moderne 1890–1933. Stuttgart und Weimar 1998.
- Herbert Grabes: Einführung in die Literatur und Kunst der Moderne und Postmoderne. Die Ästhetik des Fremden. Tübingen 2004.
- Peter Sprengel: Geschichte der deutschen Literatur. Bd. 9/1: Geschichte der deutschsprachigen Literatur 1870–1900. München 1998.
- Peter Sprengel: Geschichte der deutschen Literatur. Bd. 9/2: Geschichte der deutschsprachigen Literatur 1900–1918. München 2004.
|