Kommentar |
Mehr als 2000 deutschsprachige Autor*innen wurden von den Nationalsozialisten in mehreren Schüben vertrieben, darunter so berühmte wie Bertolt Brecht, Anna Seghers, Stefan Zweig oder die gesamte Familie Mann. Der Verlust des deutschen Zielpublikums, der Zwang, die eigene Identität neu zu definieren, die eingeschränkten Arbeits- und Verdienstmöglichkeiten, der Kampf um Bleiberechte, Pässe oder Visa stellten existentielle Herausforderungen dar, die auch in der literarischen Produktion ihren Niederschlag fanden, am direktesten in autothematischen Exilromanen (wie etwa Klaus Manns Der Vulkan). Im Fokus der vertriebenen Autor*innen blieb aber auch das nationalsozialistische Deutschland: Bertolt Brechts Parabelstück Der Aufstieg des Arturo Ui etwa betreibt kämpferische Faschismusanalyse, Romane wie Nach Mitternacht von Irmgard Keun oder Das siebte Kreuz von Anna Seghers geben Einblicke in die Lebensbedingungen unter dem Nationalsozialismus, in Verbindung mit der festen Hoffnung auf dessen Überwindung. Den verschiedenen Tendenzen der Exilliteratur geht das Hauptseminar anhand einer repräsentativen Textauswahl nach. Neben der Einübung allgemeiner textanalytischer Kompetenzen und einer angemessenen Würdigung der jeweiligen literarästhetischen Leistung zählt der vertiefte Einblick in die schwierigen Lebens- und Arbeitsbedingungen sowie das Selbstverständnis von Exilautor*innen zu den zentralen Zielen der Veranstaltung. |
Literatur |
Primärliteratur (verpflichtend anzuschaffen):
Bertolt Brecht: Der Aufstieg des Arturo Ui. Suhrkamp Basis Bibliothek 55, 6.00 Euro; Irmgard Keun: Nach Mitternacht. Ullstein Taschenbuch (2018), 10.00 Euro; Klaus Mann: Der Vulkan. Roman unter Emigranten. Erweiterte Neuausgabe. Rowohlt Taschenbuch, 12.00 Euro; Anna Seghers: Das siebte Kreuz. Aufbau Taschenbuch (2018), 12.00 Euro; Stefan Zweig: Schachnovelle. RUB 18933, 2.80 Euro oder (seitenidentisch, aber mit Erläuterungen) Reclam XL 16133, 5.40 Euro. – Weitere Texte bzw. Textauszüge werden als Scan zur Verfügung gestellt.
Sekundärliteratur:
Die virtuelle Ausstellung „Künste im Exil”, als Netzwerkprojekt unter Federführung des Deutschen Exilarchivs entwickelt, bietet zahlreiche spannende Zugänge zur Exilproblematik:
https://kuenste-im-exil.de/KIE/Web/DE/Home/home.html |