Als Phänomene des Übersinnlichen und Unheimlichen sind Spuk und Magie in der Literatur der Romantik allgegenwärtig. Aber auch im späteren 19. Jahrhunderts bis hinein in den Realismus enthalten Texte häufig übersinnliche Motive wie Hexen, Geister und Gespenster oder Topoi des Unheimlichen wie Spukhäuser und verrufene Wälder. Auf der Oberfläche stellt diese Faszination für das Wunderbare einen Widerspruch zu den Poetiken des Realismus dar. Im Seminar erarbeiten wir Texte von der Romantik bis zum Realismus in ihrem jeweiligen kulturellen und poetologischen Kontext, um diesen Widerspruch literaturgeschichtlich einzuordnen.
Schwerpunktmäßig geht es um kürzere Erzähltexte kanonischer Autor*innen, die Spuk und Magie in verschiedenen Modi erzählen: als Gerücht, als wunderbares Erlebnis, als Aberglaube, als moralisches Exempel etc. Dabei spielen auch Aspekte der Darstellung von Affekten wie Angst und Schauer eine zentrale Rolle. Ein weiterer Schwerpunkt des Proseminars liegt auf Gattungstraditionen der fantastischen Literatur und ihren Einflüssen auf die literarische Darstellung des Unheimlichen.
Auf der Basis von einschlägiger kulturgeschichtlicher Forschungsliteratur zu Spuk und Magie werden die Texte sorgfältig in ihrer Motivik und ihrer Erzählstruktur analysiert. Studierende sollten dazu bereit sein, sich Texte eigenständig im Detail zu erarbeiten und regelmäßig schriftliche Analyseaufgaben einzureichen.
Folgende Reclamausgaben sind bitte anzuschaffen (gerne auch gebraucht):
- E.T.A. Hoffmann: Nachtstücke ODER in der Bibliothek aus einer Werkausgabe scannen: Das öde Haus
- Annette von Droste-Hülshoff: Die Judenbuche
- Theodor Storm: Märchen ODER in der Bibliothek aus einer Werkausgabe scannen: Die Regentrude
- Wilhelm Raabe: Else von der Tanne
- Theodor Fontane: Unterm Birnbaum
Weitere Texte und Auszüge aus der Sekundärliteratur werden in einem Reader zur Verfügung gestellt.
Nach aktuellem Planungsstand findet das Seminar in Präsenz statt. Die letzte Sitzung vor Weihnachten und die letzte Sitzung vor den Semesterferien finden digital über MS Teams statt. Eine hybride Option besteht für Studierende, die nachweisen können, dass sie an einzelnen Sitzungen nicht teilnehmen können. |