Kommentar |
Kurz vor seinem Tod verfaßte Richelieu, Principalminister Ludwigs XIII., eine Denkschrift, die dem König und dessen Nachfolgern Richtlinien für eine effektive Herrschaft hinterlassen sollte. Nach einem bewertenden Rückblick auf die bedeutendsten Ereignisse und größten Erfolge der bisherigen Regentschaft, beschreibt der Kardinal die Lage der drei Stände des Königreichs, widmet sich dem Bildungs-, Rechts-, Finanz- und Heerwesen, zeigt Fehlentwicklungen auf, warnt vor Gefahren, die entstehen könnten und nennt Lösungen. Eingehend, wenn auch unterschiedlich intensiv beschäftigt er sich mit den Aufgaben und Pflichten des Monarchen, zögert auch nicht, dem Herrscher einen Verhaltenscodex im Umgang mit seinen Staatsräten und Dienern seiner Krone vorzulegen, der diskret, doch unmißverständlich auch Kritik durchscheinen läßt, und liefert sogar eine sachliche, nicht immer schmeichelhafte Charakteristik der Franzosen. Die scharfsinnigen Analysen dieses bedeutenden Staatsmannes, der potentielle Krisen aufzeigte (die ein Jahrhundert später tatsächlich eintraten und 1789 in eine verheerende Revolution mündeten), muten zuweilen seltsam aktuell an. |