Kommentar |
Die Historische Kriminalitätsforschung erlaubt Einblicke in das Leben der „einfachen Leute" ebenso wie Einsichten in sozialen, kulturellen und institutionellen Wandel. Insbesondere die Zeit zwischen dem späten 18. und dem frühen 20. Jahrhundert ist durch große Veränderungen in der Strafrechtspflege geprägt: Das Inquisitionsverfahren geriet mehr und mehr in die Kritik. Seit der französischen Revolution kämpften die Liberalen in ganz Europa für Mündlichkeit und Öffentlichkeit des Strafprozesses. Internationale Polizeikooperationen, die Kriminalpsychologie, aber auch öffentliche Debatten über den Strafvollzug kamen im Laufe des langen 19. Jahrhunderts auf. Bis heute ist das, was als kriminelles Verhalten definiert wird, ein Spiegel der jeweils geltenden Normen einer Gesellschaft. Der gesellschaftliche Wandel in der Moderne zeigt sich beispielsweise in der Reglementierung der Sexualität, in der Rolle der Ehrdelikte und der politischen Straftaten. Die Studierenden sollen im Rahmen des Proseminars am Beispiel der Historischen Kriminalitätsforschung die Fragestellungen und Methoden der Neueren Geschichte kennenlernen und anhand von Quellen wie beispielsweise Presseberichten über Kriminalfälle und Strafprozesse anwenden.
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Literatur |
Uwe Schultz (Hrsg.), Große Prozesse. Recht und Gerechtigkeit in der Geschichte, München 1996; Heinz-Günther Borck (Hrsg.), Unrecht und Recht. Kriminalität und Gesellschaft im Wandel von 1500 – 2000. Wissenschaftlicher Begleitband, Koblenz 2002; Gerd Schwerhoff, Historische Kriminalitätsforschung, Frankfurt a. M. 2011; Sylvia Kesper-Biermann, Aushandlung und Herrschaft, Rechtsräume und Öffentlichkeit. Neue Forschungen zu Kriminalität, Recht und (Straf-)Justiz, 18. bis 20. Jahrhundert, in: Archiv für Sozialgeschichte 56 (2016), S. 487-510; Wolfgang Bohnen/Lena Haase (Hrsg.), Kontrolle, Konflikt und Kooperation. 200 Jahre Staatsanwaltschaften Koblenz und Trier, München 2020. |
Voraussetzungen |
Voraussetzungen für den Scheinerwerb sind regelmäßige Teilnahme am Proseminar und am begleitenden Tutorium, Textlektüre, aktive Mitarbeit, Übernahme eines Referats, Bearbeitung kleinerer Hausaufgaben und Verfassen einer ca. zwölfseitigen Hausarbeit. |
Zielgruppe |
Bachelor-Studiengänge Geschichtswissenschaften/Geschichte/Historisch orientierte Kulturwissenschaften/Europawissenschaften sowie Lehramt Geschichte, auslaufende Lehramtsstudiengänge Geschichte, Starter- und Schnupperstudium. Die Veranstaltung versteht sich als Einführung in die Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts und ist besonders für Studienanfänger und jüngere Semester geeignet.
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