Kommentar |
Lucius Annaeus Seneca, Philosoph, Schriftsteller und Staatsmann, war unter der Herrschaft Neros (seit 54 n.Chr.) einer der mächtigsten Männer, wenn nicht gar die einflußreichste Persönlichkeit im römischen Reich. Die Lektüre seiner philosophischen Schriften bildet zu Recht einen elementaren Bestandteil des Lehrplans im Lateinunterricht, kann sie doch damals wie heute zu exemplarischen Reflexionen anregen über das Zusammenspiel von politischer Verantwortung, menschlicher Schwäche und darüber, was denn nun eigentlich eine erstrebenswerte Lebenssituation (vita beata, eudaimonía) ausmache. Zu unzähligen Bereichen des privaten und öffentlichen Lebens und nicht zuletzt auch zur Schnittstelle zwischen beiden hat Seneca aus der Perspektive der stoischen Ethik wichtige Werke verfaßt und nicht allein in ihnen, sondern auch in seiner Tragödiendichtung über sie reflektiert. Als einer der wichtigesten politischen Akteure seiner Zeit verstrickte er sich zugleich in teils unheilvolle Entwicklungen und fand letztlich durch sie auch den vorzeitigen Tod; über all dies unterrichten uns die Geschichtsschreiber dieser Epoche, allen voran der bedeutendste römische Historiker, Tacitus. Seneca, der Intellektuelle am "Hofe" Neros, wird damit zu einem bis in die heutige Zeit exemplarischen Fall des konfliktreichen Verhältnisses von Geist und Macht. |
Literatur |
eine ausführliche Bibliographie wird in der ersten Sitzung ausgeteilt und unter MS Teams bereitgestellt
zur Einführung: Gregor Maurach: Seneca. Leben und Werk (6. Aufl. Darmstadt, WBG, 2013); Miriam Griffin: Seneca. A Philosopher in Politics (Oxford 1976); Shadi Bartsch / Alessandro Schiesaro (Hrsgg.): The Cambridge Companion to Seneca (Cambridge / New York 2015); Gregor Damschen / Andreas Heil (Hrsgg.): Brill’s Companion to Seneca - Philosopher and Dramatist (Leiden / Boston 2014); Manfred Fuhrmann: Seneca und Kaiser Nero. Eine Biographie (Berlin 1997) |