Kommentar |
In den europäischen Literaturen ist der Wald sowohl Ort der Handlung als auch Symbol und Motiv. Indem er seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts im Zusammenhang nationaler und nationalistischer Debatten zu einem Sinnbild deutscher Kultur stilisiert wurde, ist er seit der romantischen Epoche in besonderer Weise mythisch überhöht und metaphorisch aufgeladen worden: In dem Bestreben diesem gedanklich-weltanschaulichen Konstrukt eine Legitimation durch Geschichte und Tradition zu verleihen, wurden historischen Darstellungen wie derjenigen des römischen Geschichtsschreibers Publius Cornelius Tacitus, literarischen Werken der mittelalterlichen Literatur wie dem Nibelungenlied oder den Epen Hartmanns von Aue, aber auch Märchen und Sagen eine Relevanz im und für den Diskurs der Gegenwart zugeschrieben.
Jenseits philologischer Sammlungen (und Editionen) sowie (literar)historischer Darstellungen dokumentieren vor allem die literarischen Werke, die in und seit der Romantik entstanden sind, diese besondere Bedeutung des Waldes in der deutschen Literatur. Vor diesem Hintergrund untersucht das Seminar anhand ausgewählter Erzähltexte aus dem langen 19. Jahrhundert den Wald als Handlungsort, metaphorischen wie transitorischen Raum, Ort des Selbstverlustes wie der Selbstfindung und nicht zuletzt als Raum poetologischer Reflexion. Zur Debatte stehen unter anderem Erzählungen von Ludwig Tieck, Joseph von Eichendorff, Adalbert Stifter, Theodor Storm, Gottfried Keller, Wilhelm Raabe, Robert Walser oder Hermann Hesse. |
Literatur |
Die Texte, die im Seminar behandelt werden, werden über TEAMS zur Verfügung gestellt.
Allgemeine Darstellungen zur Vorbereitung und Vertiefung:
- Klara Schubenz: Der Wald in der Literatur des 19. Jahrhunderts. Geschichte einer romantisch-realistischen Ressource. Konstanz 2020.
- Johannes Zechner: Der deutsche Wald. Eine Ideengeschichte zwischen Poesie und Ideologie 1800–1945. Darmstadt 2016.
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