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„Eine Sprache gehört nicht“ – Übersetzen und Neu-Übersetzen als reparativer Prozess? - Einzelansicht

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Grunddaten
Veranstaltungsart Proseminar / Hauptseminar Langtext
Veranstaltungsnummer 142775 Kurztext
Semester SoSe 2023 SWS 2
Erwartete Teilnehmer/-innen Max. Teilnehmer/-innen 15
Turnus Veranstaltungsanmeldung Veranstaltungsbelegung im LSF
Credits
Sprache Deutsch/Französisch
Belegungsfrist WindhundWarte Romanistik DFS / IK / etc.    27.01.2023 - 31.05.2023   
Termine Gruppe: iCalendar Export für Outlook
  Tag Zeit Turnus Dauer Raum Raum-
plan
Lehrperson Status Bemerkung fällt aus am Max. Teilnehmer/-innen
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Mi. 16:00 bis 18:00 Einzel am 19.04.2023 Gebäude C5 4 - SEMINARRAUM 2.09        
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Do. 10:00 bis 17:00 Block 25.05.2023 bis 26.05.2023        Besprechungsraum International Office  
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Do. 10:00 bis 17:00 Block 29.06.2023 bis 30.06.2023        Besprechungsraum International Office  
Gruppe :
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Zugeordnete Person
Zugeordnete Person Zuständigkeit
Uttendörfer, Karin
Zuordnung zu Einrichtungen
Romanistik
Inhalt
Kommentar

„Eine Sprache gehört nicht” – Übersetzen und Neu-Übersetzen als reparativer Prozess?

 

« Une langue ça n’appartient pas », dieses von Jacques Derrida in Bezug auf die Liebe und die Liebe zur Sprache aufgestellte Diktum – er bezeichnet es als „universelles Gesetz” – ist eine radikale Maxime. „Eine Sprache gehört nicht”, nicht der Nation, nicht dem Staat, sie kann „frei” verwendet werden; sie gehört auch nicht der Sprachgemeinschaft, sie kann übersetzt, trans-formiert werden. Dies führt uns ins Zentrum der aktuellen Debatten um Repräsentation, Teilhabe, um gerechte Sprache.

 

In meinem Seminar Kulturen übersetzen als Weltvermittlung: Die Reden des Yanomami-Schamanen Davi Kopenawa an die Weißen (im WiSe 2021/22) haben wir uns mit Fragen der Übersetzung von indigener Andersheit auseinandergesetzt. Nun soll der Fokus auf „Reparation und Übersetzung” liegen: Wie tut man dieser so vielfältig beschädigten Welt recht? Kann so etwas wie Reparation im Übersetzen, in der Weltvermittlung durch Sprache(n) stattfinden? Wenn ja, wie? Dieser Frage werden wir sowohl theoretisch als auch praktisch, am Beispiel literarischer Übersetzungen, suchend nachgehen. Wir werden zunächst das reparative Potential der postkolonialen Ansätze fokussieren, um dann das von Paul Bandia in seinem Buch Translation as Reparation vorgelegte Konzept der postkolonialen Literatur-en als „translating texts”, die das Übersetzen als Weltsprache schon in sich trügen, zu beleuchten. Es soll untersucht werden, ob sich dieser Ansatz auf andere Literatur-en erweitern lässt, die quasi in sich „übersetzende Texte” sind, weil sie andere Sprachen und Stimmen inkorporieren. Ich denke dabei nicht nur an subalterne Stimmen, sondern auch an transgenerationelle Aspekte, in den Körper eingeschriebene Stimmen oder an nicht-menschliche Akteure, wie Tiere, indigene Geister oder Flüsse und Wälder. Kann diese zu vernehmen und in der Übersetzung wieder verlauten zu lassen ein reparativer Akt sein?

 

In gemeinsamer Textarbeit, auch anhand praktischer Übersetzungsübungen, wollen wir dies erforschen. Dabei gilt es zu unterscheiden, zwischen den im Original inhaltlich angelegten reparativen Momenten – wie im anthropologisch-kooperativen Werk von Kopenawa/Albert, La chute du ciel, Jean-Baptiste del Amos „Familien-und Schweinesaga” Règne animal und Camille de Toledos „corps-mémoire” in Thésée, sa vie nouvelle oder der Streitschrift Le fleuve qui voulait écrire – und der Art und Weise, wie diese Momente in der Übersetzung konkret in Sprache umgesetzt werden, d. h. der Gerechtigkeit in der Übersetzung. Diese kann Anlass zu Neuübersetzungen geben, von denen wir zwei in Auszügen diskutieren wollen, Colettes geschlechterfluides Le pur et l’impur aus dem Jahr 1932 und Balzacs Cousine Bette, dessen Neuübersetzung das durchaus reflektierte Frauenbild Balzacs wieder freilegt, „repariert”(?). Über die Textauswahl kann die Übersetzerin die reparative Praxis der Verlage mitbestimmen; im Seminar wird es Raum geben für solch berufspraktische Aspekte, Fragen zum Metier und die Arbeit mit den Verlagen.

Literatur

Bandia, Paul. Translation as reparation. Writing and Translation in Postcolonial Africa. Routledge, 2008.

 

Derrida, Jacques. « Versöhnung, ubuntu, pardon : quel genre ? ». In : Vérité, Reconciliation, Réparation. Éd. Cassin, Barbara, Olivier Cayla und Philippe-Joseph Salazar. Paris: Le Seuil/Le genre humain, 2004, 111-156.

 

Gefen, Alexandre. Réparer le monde. La littérature française face au XXIe siècle. Paris: Corti, 2017.

 

Messling, Markus/Christiane Sollte-Gresser : « Qu’est-ce qu’une pratique culturelle de réparation ? », in Reparation, Restitution, and the Politics of Memory. Perspectives from Cultural, Historical and Literary Studies. Berlin, Boston: de Gruyter (im Druck).

 

Samoyault, Tiphaine. Traduction et violence. Paris : Seuil, 2020.

 

Spivak, Gayatri Chakravorty. Can the Subaltern Speak? Postkolonialität und Subalterne Artikulation. Wien: Turia + Kant, 2008.

 

Primärliteratur für die gemeinsame Textarbeit: Originale und Übersetzungen (in Auszügen!)

 

Jean Baptiste del Amo. Règne animal. Éds. Gallimard, Paris 2016 / Tierreich. Matthes & Seitz Berlin, 2019.- Ders.: Le Fils de l’homme. Éds. Gallimard, Paris 2021.

 

Honoré de Balzac. La Cousine Bette. Paris 1846. / Tante Lisbeth. Aus dem Französ. von Paul Zech, Zürich: Diogenes 2009. / Tante Lisbeth. Aus dem Französ. von Arthur Schurig, Berlin und Weimar: Aufbau 1979.

 - Neuübersetzung von Nicola Denis: Cousine Bette. Die Rache einer Frau. Matthes & Seitz Berlin, 2022.

 

Colette. Ces plaisirs … / Le Pur et l’impur. Paris 1932 und 1941. / Diese Freuden. Suhrkamp, Frankfurt am Main, 1983.

 

Davi Kopenawa, Bruce Albert. La chute du ciel. Paroles d’un chaman Yanomami. Plon, coll. « Terre Humaine », Paris 2010. / « Terre Humaine Poche », Plon, Paris 2014.

 

Camille de Toledo. Thésée, sa vie nouvelle. Éds Verdier, Paris 2020. / Theseus, sein neues Leben. Luchterhand Literaturverlag München, erscheint im Frühjahr 2023.

 - Ders.: Le fleuve qui voulait écrire. Les auditions du parlement de Loire Éd. Manuella/LLL, Paris 2021.

 

Alle für das Seminar relevanten Texte werden bei Teams hochgeladen. Zudem wird ein Handapparat zum Seminar in der SULB eingerichtet.

Bemerkung

Die erste Sitzung zur Einführung in das Thema sowie zur Besprechung des Seminarplans und organisatorischer Details findet am Mittwoch, 19. April 2023 von 16-18 Uhr statt. Die restlichen Sitzungen werden als zwei Blockseminare stattfinden: jeweils donnerstags und freitags von 10-17 Uhr am: 25. und 26. Mai 2023 und am 29. und 30. Juni 2023.

Über die Auswahl der zu analysierenden literarischen Werke können Sie bei der Einführungsveranstaltung mitentscheiden. Wir arbeiten an Textauszügen!


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Keine Einordnung ins Vorlesungsverzeichnis vorhanden. Veranstaltung ist aus dem Semester SoSe 2023 , Aktuelles Semester: SoSe 2024