Kommentar |
Religiosität und Weltanschauung - Entwicklungslinien in Europa
Welche religiösen Ideen und Weltanschauungen haben sich abseits der kirchlichen Lehre herausgebildet? Und welche spirituellen Praktiken wurden daraus abgeleitet? Das Seminar beschäftigt sich mit heterodoxen (= abweichenden, unkonventionellen) Formen religiöser Sinnbildung. Hierzu zählt etwa die mittelalterliche Mystik (Meister Eckhart, Hildegard von Bingen), die zwar als Ausdruck gelebter Frömmigkeit von den kirchlichen Autoritäten toleriert wurde, zugleich aber aufgrund ihrer extremen Innerlichkeit unter Beobachtung stand. In der Neuzeit haben sich dann zunehmend para-religiöse, kirchenferne Glaubenssysteme herausgebildet. Die Lockerung von Wahrheitsansprüchen führte zu einer gesteigerten Verbreitung magisch-okkulter Vorstellungen und Praktiken. Neben der Inflation abergläubischer und dämonologischer Ideen (Hexenverfolgungen, Besessenheit), entwickelten sich vielfältige Grenzgebiete des Wissens, wie etwa die Alchemie oder später auch verschiedene Formen der Parapsychologie (Magnetismus, Hypnotismus) und der Anthroposophie (Steiner). Heute spielen „esoterische“ (= alternative) Formen des Wissens und Glaubens vor allem im Bereich der populär-psychologischen Charakterologie (Numerologie, Astrologie, Enneagramm) eine große Rolle. Das Seminar gibt anhand von Originaltexten Einblick in die verschiedenen Formen religiös-spiritueller Sinndeutungen – und zugleich einen Überblick über ihre historischen Entwicklungslinien. |