Ausgehend von einer Papierrolle mit Text- und Handlungsvorgaben für den einzelnen Darsteller hat sich die Rolle zu einem Grundbegriff sowohl in der Theatertheorie als auch in der Soziologie entwickelt.
Von festen Rollenfächern wie der „komischen Alten” in der Sächsischen Typenkomödie, der „ersten Liebhaberin” oder dem „zärtlichen Vater” im bürgerlichen Trauerspiel, über das Heraustreten aus der Rolle im epischen Theater, bis zur Auflösung kohärenter Rollen im postdramatischen Theater hat die (dramatische) Rolle einen grundlegenden Wandel erfahren. Wer auf der Bühne welche Rolle spielen darf – je nach Alter, Geschlecht, Klasse und rassistischen Vorstellungen/nationalen Stereotypen, führt über den Theatertext hinaus. So liefert uns die Rolle als Vermittlungsinstanz zwischen Theaterkonvention, dramatischem Text und sich verändernden Rollenerwartungen seitens des Publikums immer auch ein Zeugnis von kulturell geprägten gesellschaftlichen Normen einer Zeit.
Ziel des Seminars ist es, sich mit den verschiedenen Definitionen des Rollenbegriffs vertraut zu machen und ihn als Werkzeug bei der Analyse von Theatertexten anwenden zu können. Entlang der Entwicklung der Theaterrolle erarbeiten wir uns gleichzeitig einen Einblick in verschiedene Epochen der europäischen Theatergeschichte
Am 23.06. ist ein gemeinsamer Theaterbesuch vorgesehen „Wie später ihre Kinder (Leurs enfants après eux)“, Nicolas Mathieu / Leyla-Claire Rabih, Saarländisches Staatstheater - Alte Feuerwache.
In der Vorbesprechung am 21.04.2023 werden Fragen u.a. zum Ablauf des Seminars geklärt. Den Link erhalten die eingeschriebenen Seminarteilnehmenden per Mail. |