Kommentar |
Die Nacht ist ein kulturell äußerst interessantes und bislang wissenschaftlich kaum ausgeleuchtetes Thema. Die Zeit zwischen Sonnenunter- und Sonnenaufgang, die man gemeinhin als Nacht bezeichnet, hat neben biologischen und ökologischen Aspekten auch viele kulturelle Elemente hervorgebracht, denen wir uns im Verlauf der kommenden zwei Semester annähern wollen. Denn es gibt beispielsweise Nachtmahre, also Verkörperungen des Albraums, es gibt den Sternenhimmel und seine Deutungen vor den Zeiten naturwissenschaftlicher Erkenntnisse, um hier nur einiges zu nennen. Deshalb ist die Astrologie eigentlich auch eine Wissenschaft der Nacht. Und es gibt viele menschliche Praktiken, die vor allem in historischen Zeiten in den Nächten greifbar werden, denn vor der Erfindung des elektrischen Lichtes waren die Nächte auch in Europa wirklich dunkel. Deshalb gab es Nachtwächter in den Städten, die diese vor unerwünschten nächtlichen Gästen schützten. Es gab und gibt auch spezifische Orte der Nacht wie beispielsweise das Bordell und andere Formen der Prostitution. Denn auch den Sex haben viele Europäer historisch fundiert primär in die nächtlichen Stunden verschoben. Auch gestimmte Formen der Kriminlaität werden historisch mit der Nacht verknüpft, so tz.B. der 'heimliche' Diebstahl. Auch dieser war nicht nur, aber primär ein Phänomen der Nacht, wie dies ebenfalls lange für Wirthausschlägereien zwischen Männern um Geld und anderes galt. Und ein ganz zentrales weiteres Element der Nacht ist die Frage danach, wie Menschen diese verbrachten und verbringen, um diese 'Unzeit' zu gestalten. Dazu gehören kulturelle Praktiken wie die Ausgestaltung von Schlafräumen und Schlafstätten genauso wie die rituelle Rahmung des Nachtbeginns z.B. in Form von Schlafliedern und anderem. Das Thema also ist groß, komplex und inhaltlich vielfältig. Die inhaltlichen Schwerpunktsetzungen für die kommenden zwei Semester entscheiden wir gemeinsam. |