Kommentar |
Arbeit ist spätestens seit dem 19. Jahrhundert Gegenstand der historischen Forschung. Der Blick war dabei jedoch lange durch eine enge Definition von (Erwerbs-) Arbeit eingeschränkt und reichte bei uns nur selten über den europäischen Tellerrand hinaus. Erst seit einigen Jahren versuchen Historiker*innen, den Nationalstaat als Denkrahmen der Sozialgeschichte und den traditionellen Fokus auf Europa und Nordamerika zu überwinden. Damit legen sie die lange Vorgeschichte der heutigen, global verflochtenen Arbeitswelt frei und eröffnen zugleich neue Vergleichsmöglichkeiten, die dabei helfen, gewohnte Denkmuster zu hinterfragen. Die Vorlesung schließt an diese Forschungen an und bietet einen Einblick in methodische Überlegungen und die Bandbreite des Themas Arbeit in globaler Perspektive. Sie nimmt eine frühe Phase der Globalisierung in den Fokus, während der sich die Kontakte zwischen den Arbeitsverhältnissen in unterschiedlichen Weltregionen verdichteten, mit teils gravierenden und langfristigen Auswirkungen, die bis heute nachwirken. Vorstellungen von und Einstellungen zur Arbeit werden gleichermaßen Berücksichtigung finden wie die Rahmenbedingungen und die Praxis des Arbeitens, freie Arbeit für den Markt ebenso wie unterschiedliche Formen unfreier Arbeit. Dabei kommen wechselnde Perspektiven zum Einsatz, von mikrohistorischen, quellennahen Tiefenbohrungen über das Herausarbeiten spezifischer (welt)regionaler Muster bis hin zur Nachverfolgung globaler Verflechtungen. |
Literatur |
Jan Lucassen, The Story of Work: A New History of Humankind, New Haven/London 2021; Karin Hofmeester/Marcel van der Linden (Hgg.), Handbook Global History of Work, Berlin/Boston 2017 (open access); Marcel van der Linden, Workers of the World: Eine Globalgeschichte der Arbeit, Frankfurt/M. 2017. |