Kommentar |
Auch wenn bereits in den rheinischen Städten der Spätantike Spuren jüdischen Lebens nachzuweisen sind, kommt es im deutschen Sprachraum erst seit der Karolingerzeit zur dauerhaften Etablierung jüdischer Gemeinden, oft dank gezielter Förderung geistlicher und weltlicher Fürsten. In den SCHUM-Städten (Speyer, Worms, Mainz) erlebt das Judentum im 11. Jahrhundert eine kulturelle Blüte, die durch die blutigen Pogrome zu Beginn des Ersten Kreuzzugs (1096–99) jäh beendet wird. Trotz neuer Ansiedlungen bleibt das Judentum in der Folgezeit ständig von Verfolgungsmaßnahmen und zunehmenden Restriktionen bedroht.
Gegenstand des Seminars sind die prekären Bedingungen jüdischer Existenz inmitten einer christlichen Umwelt. Neben dem Rechtsstatus der Juden, ihren wirtschaftlichen und sozialen Verhältnissen sollen auch ihre geistig-kulturellen Leistungen erörtert werden. Dabei wird ein breites Spektrum von Quellengattungen zugrunde gelegt, das von normativen Texten (Gesetze, Konzilsbeschlüsse, Urkunden) über Chroniken und Viten bis zu Wunderberichten, Predigtexempeln und (fiktiven) Religionsgesprächen reicht und auch den Beitrag der Bildenden Kunst (Skulpturen, Wand- und Tafelmalerei, Buchminiaturen) einbezieht. |
Literatur |
Friedrich Battenberg, Das europäische Zeitalter der Juden. Zur Entwicklung einer Minderheit in der nichtjüdischen Umwelt Europas, Band I: Von den Anfängen bis 1650, Darmstadt 1990.
Haim Hillel Ben-Sasson (Hg.), Geschichte des jüdischen Volkes. Von den Anfängen bis zur Gegenwart, München 62018.
Heinz Schreckenberg, Die Juden in der Kunst Europas. Ein historischer Bildatlas, Göttingen u.a. 1996.
Michael Toch, Die Juden im mittelalterlichen Reich (= Enzyklopädie deutscher Geschichte 44), München 32013. |