Kommentar |
Ein Jahrhundert, nachdem der Traum vom "Platz an der Sonne" geplatzt ist, wird Deutschland von seiner kolonialen Vergangenheit eingeholt. Es wird öffentlich diskutiert, ob man die Gewalt gegen die Herero und Nama offiziell als Völkermord anerkennen soll, Ausstellungswerke kolonialer Herkunft zurückgeben, ob Ansprüche auf Entschädigung bestehen. Die "Aufarbeitung der deutschen Kolonialgeschichte" gehört laut Koalitionsvertrag von 2018 zum "demokratischen Grundkonsens in Deutschland". In diesem Proseminar wird ein erster Überblick über die Geschichte des europäischen Kolonialismus am Beispiel des deutschen Kolonialreichs gegeben. Welche Kolonien erwarb das deutsche Kaiserreich, aus welchen Gründen und wie gestaltete sich das koloniale Leben vor Ort? Gefragt wird auch nach den Arbeits- und Lebensbedingungen der lokalen Bevölkerung in den afrikanischen und in den Südsee Kolonien. Und schließlich soll der Frage nachgegangen werden, welche Auswirkungen die Kolonien auf die deutsche und europäische Gesellschaften hatten und wie die Kolonialzeit bis heute nachwirkt. Gleichzeitig werden im Proseminar anhand des gewählten Themas Grundkenntnisse der Kultur- und Mediengeschichte sowie der Neueren Geschichte vermittelt und in die wissenschaftlichen Arbeitsweisen und Methoden der Geschichtswissenschaft eingeführt. Begleitend zum Proseminar findet ein verpflichtendes Tutorium statt, das die Teilnehmer:innen beim Erlernen und Einüben der wissenschaftlichen Methoden und einzelnen Arbeitsaufgaben unterstützt.Das Proseminar kann mit einer Hausarbeit abgeschlossen werden.
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Literatur |
Sebastian Conrad, Deutsche Kolonialgeschichte, München 2008.
Jürgen Osterhammel, Kolonialismus. Geschichte, Formen, Folgen, München 2009.
Annette Dietrich,Weiße Weiblichkeiten. Konstruktionen von "Rasse" und Geschlecht im deutschen Kolonialismus, Bielefeld 2007.
Bechhaus- Gerst, Marianne, Zeller, Joachim (Hg.), Deutschland Postkolonial ? Die Gegenwart der Imperialen Vergangenheit, Berlin 2018. |