Was ist die Frühe Neuzeit? Was ist überhaupt eine historische Epoche? Diese beiden Fragen sollen in der Übung aus mehreren Blickwinkeln betrachtet werden. Theoretisch geht es um die Konstruktion von Epochen durch die Setzung von Epochengrenzen. Diese waren nie unbestritten und doch haben sich Epochen wie das Mittelalter und die Frühe Neuzeit etabliert und gehalten. Diese Entwicklung kann man im Blick auf frühere Historikergenerationen nachvollziehen: Warum waren sie der Meinung, dass es eine Frühe Neuzeit mit gerade diesen Abgrenzungen geben sollte? Meist hat dies viel mit dem Verständnis der eigenen Gegenwart und ihrer historischen Verortung zu tun. In einem dritten Schritt werden wir dann fragen, ob die Epochenbildung heute noch überzeugend ist. Kann man im Zeitalter der Globalgeschichte eine urspr. rein europäische Epochenkonstruktion erhalten? Oder stärkt der globale Fokus nicht sogar das Konzept der Frühen Neuzeit, indem der Beginn der Globalisierung im 15./16. Jh. wichtiger denn je ist?
Wir werden all diese Fragen mit Sicherheit nicht abschließend lösen können, aber wir können zusammen darüber nachdenken. Gerade der Rückblick auf die Entstehungsgeschichte einer Epoche und ältere Diskussionen öffnen den Blick auf die heutige Situation. Vorkenntnisse sind nicht vorausgesetzt, nur ein gewisses Interesse für Begriffs- und Definitionsfrage sowie die Lösungen, die Historikerinnen und Historiker zu unterschiedlichen Zeiten für die gleichen Probleme präsentiert haben.
Erwartet wird rege Mitarbeit, Textlektüre (dt. u. engl.) sowie Kurzvorstellungen von Autoren oder Konzepten. |