Das Cluster für Europaforschung (CEUS) ist eine zentrale wissenschaftliche Einrichtung der Universität des Saarlandes, die Aktivitäten im Europa-Schwerpunkt der Universität miteinander vernetzt und interdisziplinäre Forschung und Lehre zum Themenfeld Europa koordiniert. Um die Ergebnisse europabezogener Wissenschaft in die Öffentlichkeit zu vermitteln, werden regelmäßig Ringvorlesungen und Veranstaltungsreihen zu aktuellen europäischen Fragen organisiert. Dieses Wintersemester verbinden wir dieses Anliegen mit der regelmäßig stattfindenden Ringvorlesung der Europäischen Kulturstudien und rücken das Thema Kopräsenz in den Fokus:
Formen und Dynamiken von Kopräsenz prägen seit jeher unser gesellschaftliches Zusammenleben. Insbesondere Flucht und Migration sowie allgemein die Mobilität von Menschen über Grenzen, Länder und Kontinente hinweg führen zu Effekten des Nebeneinanders und der Überlagerung von zeitlichen, räumlichen, sprachlichen, kulturellen, sozialen, politischen und rechtlichen Bezugsräumen, Einflüssen und Erfahrungen. Diese Effekte können unter dem Begriff der Kopräsenz gefasst werden, der Differenzen anerkennt, statt sie zu nivellieren – und der damit dem Begriff der Integration entgegensteht.
Ziel der interdisziplinären Ringvorlesung ist es, Europa als einen Kultur-, Sprach-, Vorstellungs- und Rechtsraum neu zu hinterfragen und den Integrationsbegriff anhand der Fokussierung von Kopräsenz(en) zu problematisieren und ggf. zu überwinden. Im Zentrum der einzelnen Vorträge stehen dabei insbesondere historische, politische, soziale, kulturelle, sprachliche und rechtliche Transformationsprozesse in Europa sowie Zukunftsentwürfe und Formen des Zusammenlebens unter den Bedingungen von Kopräsenz. Neben der Darstellung von konzeptionellen und theoretischen Ansätzen zum Begriff der Kopräsenz präsentieren die Vorträge vor allem konkrete historische und gegenwärtige Fallbeispiele, die Formen der Kopräsenz in Europa aus verschiedenen disziplinären Perspektiven beleuchten.
Programm (Stand 19.09.2023):
30.10.2023 Prof. Dr. Romana Weiershausen: Einführung in das Thema und zum Begriff der Kopräsenz
Prof. Dr. Heinrich Schlange-Schöningen: Das Eigene im Fremden sehen – Kopräsenzen in der antiken Tragödie
06.11.2023 Prof. Dr. Philip Hahn: Kolonialismus und Kopräsenz in der Frühen Neuzeit
13.11.2023 Prof. Dr. Astrid Fellner: Mapping Bordercrossings: Grenzüberschreitungen, Bordertexturing und Kopräsenz
20.11.2023 Jun.-Prof. Dr. Carola Fricke: Humangeographische Perspektiven auf Kopräsenz: Räumliche Praktiken grenzüberschreitenden Wohnens
27.11.2023 Prof. Dr. Claudia Polzin-Haumann und Dr. Christina Reissner: Kopräsenz aus linguistischer Perspektive: Mehrsprachigkeit und gesellschaftliche Transformation
04.12.2023 Dr. Franck Hofmann: Erinnerungsstörung auf der Akropolis. Aufschub und Präsenz in der Méditerranée
11.12.2023 Prof. Dr. Dominik Brodowski: Kopräsenz von Strafrechtsordnungen in Europa
18.12.2023 Jun.-Prof. Dr. Jonas Nesselhauf: Kopräsenzen der Flucht: Ai Weiweis medienreflexive art engagé (Performance, Film, Installation, Manifest)
Winterpause
08.01.2024 Prof. Dr. Udo Lehmann: Ethischer Universalismus in identitäts- und diversitätssensiblen Moraldiskursen. Chancen oder Gefahr?
15.01.2024 Prof. Dr. Cristina Andenna: Mobilität und Formen der Kopräsenz im europäischen Mittelalter
22.01.2024 Prof. Dr. Nine Miedema: Zur Narrativierung von Kopräsenz in mittelhochdeutschen Erzähltexten
29.01.2024 Prof. Dr. Dr. h.c. Tiziana Chiusi: Kopräsenz und Wechselwirkungen im römischen Recht
05.02.2024 Dr. Alexander Stöger: Wissenschaftskulturelle Kopräsenzen in den Naturwissenschaften im langen 19. Jahrhundert - Von öffentlichen Experimenten, Akademien und Fachzeitschriften
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