Kommentar |
LESSONS IN LOVE verschneidet Georg Büchners Gesellschafts-Satire „Leonce und Lena“ spielerisch mit Auszügen aus seiner politischen Kampfschrift „Der Hessische Landbote“ und persönlichen Briefen. Was hat die Lebensrealität von Büchners wohlstandsverwahrlostem, lebensunlustigen Protagonisten Leonce (Prinz vom Reiche Popo), der aus politisch-strategischen Gründen mit der ihm unbekannten, genauso schwermütigen Lena (Prinzessin vom Reiche Pipi) verheiratet werden soll, mit der sogenannten „Generation Z“ gemein? Ein Gefühl der Leere, Perspektiv-, Sinn-, Hilf- und Fühllosigkeit bei gleichzeitiger Verfügbarkeit sämtlicher materieller Bedürfnisbefriedigungen und Unterhaltungsszenarien, eine Starrheit und Unbelehrbarkeit politischer, bürokratischer und wirtschaftlicher Instanzen trotz drohender Katastrophen und offenkundiger Missstände und eine immer weiter auseinander klaffende Schere zwischen Nutznießern und Opfern von struktureller Ungerechtigkeit. Nur dass aus dem realen Dorf des 19. Jahrhunderts im 21. Jahrhundert ein globales Dorf geworden ist, die Privilegierten nicht mehr „von Gottes Gnaden“, sondern „von Geldes Gnaden“ operieren und der lange Arm der Ausbeutung heute von den gesellschaftlichen Rändern hier bis ans andere Ende der Welt reicht. Die von Büchner im Drama vorgeschlagenen Lied-Texte werden wir durch adäquates Song-Material ersetzen, das wir - je nach Zusammensetzung und Interesse der Beteiligten - gerne auch selbst musikalisch erarbeiten/interpretieren.
Der mit nicht mal 24 Jahren an einer Typhus-Infektion verstorbene Autor, Aktivist, Naturwissenschaftler, politische Flüchtling und Gründer der „Gesellschaft für Menschenrechte“ Georg Büchner ist nach fast 200 Jahren der „Generation Z“ mit seiner messerscharfen, empathischen Klarsicht, seinem unbedingten Gestaltungswillen und seinem unbändigen Humor näher als viele ihrer Zeitgenoss*innen. |
Bemerkung |
MAREILE METZNER studiert zunächst Anglistik in Frankfurt/M. und Theaterwissenschaften und Komparatistik an der FU Berlin und entscheidet sich mit Aufnahme im Schauspielstudiengang der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Graz für die Praxis. Nach Festengagements am Luzerner Theater und Rheinischen Landestheater Neuss arbeitet sie seit 2002 freiberuflich von Berlin aus und spielt neben Gastengagements an städtischen Theatern in teils preisgekrönten, häufig interdisziplinären und internationalen freien Produktionen. Seit 2010 führt sie auch Regie. Ihre Bearbeitung von Lessings Miss Sara Sampson (Theater Ansbach) wird zu den Lessing-Tagen 2011 eingeladen. Unter ihrem Label metzner&schüchner entwickelt und spielt sie seit 2015 eigene Theater-Performance-Formate, wie die bundesweit als Gastspiel gezeigte Erblastbearbeitung: Nicht von schlechten Eltern (Theater Glocksee Hannover u. Theater unterm Dach Berlin) oder die musikalisch-literarische Live-Talk-Show Breaking Brunhild und inszeniert die Uraufführung von Tobias Schwartz’ Der Theaterkritiker, alles jeweils beim Performing Arts Festival Berlin zu sehen. 2021 ist sie Teil des Regie-Teams von Weißes Mäuschen-Warme Pistole (Theater am Markt u. Landestheater Eisenach), das im Rahmen des Jahresprojekts „NSU-Trauma eines Landes” mit dem 2. Preis des Demokratie-Preises Thüringen 2021 ausgezeichnet wird. An der Universität des Saarlandes hat sie erstmals 2011 einen theaterpraktischen Lehrauftrag inne.
www.mareile-metzner.de |
Voraussetzungen |
Die Veranstaltung ist zweisemestrig, die Teilnahme in beiden Semestern ist zum Erhalt der Credit Points (insgesamt 6 CP) verbindlich. Sie findet in sechs Wochenend-Blockseminaren mit jeweils 10 Unterrichtseinheiten (drei im im WiSe 2023/24, drei im SoSe 2024) statt. Als Prüfungsleistung (Präsentation) fungiert am Ende des letzten Blockseminar-Wochendes eine öffentliche Aufführung vor Publikum voraussichtlich im Juli 2024 im Musiksaal der UdS.
Eine Anmeldung nur zum Sommersemester ist nicht möglich.
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