Kommentar |
Ob „High-Tech-Priester”, „Gebetsroboter” oder „Roboterpriester”, sogenannte „theomorphe” Maschinen sind längst im Einsatz – so etwa der „Segensroboter” BlessU, der per Zufallsgenerator einen Segen spricht und 2017 für die Weltausstellungu Reformation in Wittenberg konzipiert wurde, der katholische Roboter Santo, der während der Corona-Zeit in polnischen Kirchen predigte oder der Roboter CelesTE in Engelsform, der thematisch passende Bibelverse rezitiert oder seine Zuhörer mit lateinischen Gebetsformeln begrüßt: „Pater et filius et spiritus sanctus”. Sogar einen „Luther-Avatar” hat die Evangelische Kirche zum Reformationsfeiertag 2023 bei Youtube ins Netz gestellt, der mittels ChatGPT interaktiv auf Fragen des Publikums antwortet, wohlgemerkt: im historischen Stile Martin Luthers.
Aber können Roboter überhaupt religiöse Empfindungen haben? Und ist es ethisch ratsam, KI im religiös-sozialen Bereich einzusetzen? Etwa auch beim Predigtschreiben per ChatGPT oder im Rahmen sogenannter „Death Technologies”, wo digitale Trauerräume und Avatare zur Verfügung gestellt werden? Oder wenn eine KI die Bibel weiterschreibt und Vorhersagen trifft, was Gott heute tun würde? Die Kirchen, allen voran die von Austrittswellen bedrohten christlichen Kirchen, pendeln dabei zwischen Innovationsoffenheit und Skepsis – bisweilen wird die Gläubigkeit an KI sogar als „Sünde” bezeichnet. Auch die Wissenschaften diskutieren ganz aktuell die Verbindungen von KI & Religion, etwa mit Workshops wie „Robot, pray for me!” (2023) oder Tagungen zum Thema „Alexa, wie hast du’s mit der Religion?” (2021) und „KI als Religion” (2023).
Im Seminar wird das Thema „KI & Religion” aus philosophisch-theologischen und psychologischsoziologischen Perspektiven erschlossen. Dabei sollen insbesondere auch populärkulturelle Rezeptionen aus dem Science-Fiction-Bereich analysiert und diskutiert werden, etwa der Klassiker Star Wars (1977ff) oder aktuelle Filmproduktionen wie I Am Mother (2019), Ich bin dein Mensch (2020) oder The Creator (2023). |