Kommentar |
Die Bibel ist der wichtigste und einflussreichste Prätext für die deutschsprachige Literatur. Das Alte wie auch das Neue Testament haben über viele Jahrhunderte hinweg nicht bloß die unterschiedlichsten Stoffe – von Adam und Eva oder Kain und Abel bis hin zu Jesus und seinen Jüngern – zur Bearbeitung und Aktualisierung zur Verfügung gestellt, sondern auch ganze Gattungstraditionen wie das evangelische Kirchenlied, das Bibeldrama, das Passionsspiel oder die Perikopenlyrik begründet. Für einige Gattungen wie z.B. die Parabel finden sich in der Bibel sogar die einschlägigen architextuellen Prototypen, etwa das Gleichnis vom verlorenen Sohn. Hinzu kommen die durch das Buch der Bücher vermittelten religiösen Modelle und Ideologien, die ebenfalls in vielfältigster Weise literarisiert werden, beispielsweise die Kreuzestheologie, apokalyptische Vorstellungen oder die christlichen Jenseitskonzepte von Himmel und Hölle. Ziel des Seminars ist es, die diversen Bezüge der deutschsprachigen Literatur zur Bibel systematisch anhand einer Auswahl kanonisierter Texte, u.a. von Martin Luther, Hans Sachs, Andreas Gryphius, Annette v. Droste-Hülshoff, Franz Kafka, Joseph Roth und Wolfgang Borchert, zu erschließen. |