Kommentar |
Lassen sich Vergleiche zwischen der autobiographischen Erinnerung (als neuronales Netz hochgradig individuellen Inhalts) und einem kulturellen Gedächtnis (bestehend aus Praktiken, Texten oder Objekten) wohl bis zur antiken Muse der Mnemosyne zurückverfolgen, eröffnet das interdisziplinäre Feld der »Cultural Memory Studies« in den vergangenen Jahrzehnten ein kritisches Bewusstsein für die ›Gemachtheit‹ und ›Beeinflussbarkeit‹ solcher Prozesse: So ist die persönliche Erinnerung etwa durch psychodynamisches Verdrängen oder neurodegeneratives Vergessen nur bedingt ›authentisch‹, kann gar durch false memory/false beliefs manipuliert werden; zugleich zeigen die Beispiele von Kriegen, Kolonialismus oder der Shoah, welche kulturellen Machtdiskurse hinter einem (vermeintlich historisch ›neutralen‹) kollektiven Gedächtnis und damit verbundenen (Re-)Interpretationen der Vergangenheit stehen.
Ziel dieser Übung ist es, einen fundierten Überblick über aktuelle kulturwissenschaftliche Theorien und Ansätze zum kulturellen Gedächtnis (Cultural Memory Studies) zu gewinnen; ein besonderer Fokus soll dabei auf der Materialität und Medialität der Erinnerung — etwa der Archivfunktion symbolischer Objekte/Texte und Orte (lieu de mémoire) — liegen. Diese Grundlagenarbeit soll dann um praktische Fallstudien am Beispiel ausgewählter Gedenkorte der Landeshauptstadt Saarbrücken und deren Gestaltung, Sichtbarkeit und touristische Inwertsetzung, erweitert werden. |