Kommentar |
Nicht die Geschichte der Medizin soll im Zentrum dieses Seminars stehen, sondern die Wechselwirkung zwischen medizinischer, politischer und gesellschaftlicher Entwicklung. So proklamierte z.B. der Arzt und Politiker Rudolf Virchow im 19. Jahrhundert das „Recht auf Gesundheit“: Es müsse ein Rechtszustand geschaffen werden, der „den Besitzlosen ihr einziges Eigentum, ihre Gesundheit, sichere“. Unter Otto von Bismarck wurde die Sozialgesetzgebung eingeführt – objektiv betrachtet entsprach dieses Gesetzespaket den gesundheitlichen und sozialen Bedürfnissen der Arbeiterschaft, politisch betrachtet aber war es eine antisozialistische Maßnahme. Medizingeschichte wird in diesem Kurs folglich als Teildisziplin der Politik- und Gesellschaftsgeschichte verstanden und soll als Ausgangspunkt bzw. Leitfaden dienen. Themen werden u.a. sein: Großstadt und Hygiene; Geburtenkontrolle und Gebärstreikdebatte; die staatliche Bekämpfung der Cholera; Krieg und Medizin: die Krise ärztlicher Ethik; Prostitution und Gesundheitspolitik. Parallel führt der Kurs in die Grundlagen des wissenschaftlichen Arbeitens ein. |
Literatur |
Wolfgang U. Eckart/Robert Jütte, Medizingeschichte. Eine Einführung, Köln/Weimar/Wien 2007; Calixte Hudemann-Simon, Die Eroberung der Gesundheit 1750-1900, Frankfurt a.M. 2000; Wolfgang U. Eckart, Geschichte der Medizin, 5., korrigierte u. aktualisierte Auflage, Berlin/Heidelberg/New York 2005; Roy Porter, Die Kunst des Heilens. Eine medizinische Geschichte der Menschheit von der Antike bis heute, Heidelberg/Berlin 2000. |