Kommentar |
Der Vorgang der gezielten Entwendung einer große Masse von Kunstgegenstände, die aus ihren ursprünglichen Eigentumsverhältnissen gelöst und mehr oder minder rechtmäßig in neue, andere überführt worden sind, betrifft nicht nur die spektakulären Fälle, die Folge des Zweiten Weltkrieges waren. Stellen das Bernsteinzimmer oder die Prozesse um die Rückgabe der Besitztümer des Fürsten Hans Adam II. v. Lichtenstein gegen den tschechischen Staat international bekannt gewordene Fälle von Raub- und Beutekunst dar, so war während der Revolutionskrieg am Ende des 18. Jahrhunderts beispielsweise auch die Region an der Saar Schauplatz von organisiertem Kunstraub und gewöhnlichen Plünderungen. Dies zeigt die Vielschichtigkeit eines historisch wie juristisch nie unumstrittenen Ereignisses. Fern ab von tradierten Täter-Opfer-Beziehungen betrifft das Problem ein Stück Beutekunst in der Ausstellung, im Archiv oder Magazin zu haben, viele Museen, Galerien und Auktionshäuser in ihrer alltäglichen Arbeit. Vor diesem Hintergrund ist die Beleuchtung dieses Themenfeldes ein Pflichtprogramm der kunst- und kulturwissenschaftlichen Ausbildung.
Die Teilnehmer sollen für das Thema sensibilisiert und mit dem notwendigen Handwerkszeug für eine praktische Anwendung in kunst- und kulturwissenschaftlichen Berufen ausgestattet werden. Dazu soll nach der Abgrenzung und Definition des Sachgebietes zunächst die historische Dimension der Thematik in drei Abschnitten für die Zeit bis zur Französischen Revolution, für die Zeit Napoleons und für den 2. Weltkrieg erarbeitet werden. Ein zweiter Teil wird sich mit den rechtlichen Fragen beschäftigen, um endlich im letzten Drittel der Veranstaltung zur praktischen Anwendbarkeit der erworbenen Kenntnisse zu schreiten; hierfür sind Praxisübungen und eventuell eine Exkursion geplant. |
Literatur |
Goldmann, Klaus; Wermusch, Günter: Vernichtet. Verschollen. Vermarktet. Kunstschätze im Visier von Politik und Geschäft. Asendorf: MUT, 1992.
Savoy, Bénédicte: Patrimoine annexé. Les biens culturels saisis par la France en Allemagne autour de 1800. Paris: Éditions de la Maison des sciences de l'homme, 2003 (Passages/Passagen; 5).
Schoen, Susanne: Der rechtliche Status von Beutekunst. Eine Untersuchung am Beispiel der aufgrund des Zweiten Weltkrieges nach Russland verbrachten deutschen Kulturgüter. Berlin: Duncker & Humblodt, 2004 (Schriften zum Völkerrecht; 151). |
Bemerkung |
Zur Person Daniel Reupke, M. A.:
Daniel Reupke studierte Rechts- und Wirtschaftwissenschaften an der Universität Bayreuth, sowie Geschichte, Kunstgeschichte und Germanistik an der TU Braunschweig, der Universität des Saarlandes und der Université de Versailles Saint-Quentin-en-Yvelines (Frankreich). Er ist derzeit wissenschaftlicher Mitarbeiter am Historischen Institut des UdS. |