Kommentar |
Die chemische Industrie gilt noch heute neben Automobil- und Maschinenbau als eine der bedeutendsten Wirtschaftszweige der deutschen Industrie. Vor dem Ersten Weltkrieg gehörte die deutsche Chemieindustrie zu den wirtschaftlichen Wachstumsbranchen und war welt-weit führend auf dem Gebiet der Farbstoffchemie. Der Ausgang des Ersten Weltkrieges beendete diese Vormachtstellung deutscher Chemieunternehmen auf den globalen Märkten. Zugleich waren die ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts durch einen deutlichen Konzentrationsprozess gekennzeichnet, der sich in der Chemieindustrie zunächst in der Formierung verschiedener Unternehmensblöcke und schließlich in der Gründung der I.G. Farbenindustrie, dem seinerzeit größten Chemieunternehmen der Welt, manifestierte. Das Rüstungspotenzial des Nationalsozialismus beruhte insbesondere auf der Leistungsfähigkeit der deutschen Großchemie, zugleich war dieselbe aber mittlerweile Voraussetzung für eine Mindestversorgung der Bevölkerung auf dem Ernährungs-, Gesundheits- und Bekleidungssektor geworden. Obwohl die Alliierten die chemische Industrie in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg restriktiven Kontrollen unterwarfen und eine Zerschlagung des IG-Farben-Konzerns veranlassten, zeigte sich schon bald, dass ein Wiederaufbau nicht ohne den Einsatz der Chemieindustrie erreicht werden konnte. Der erneute Wiederaufstieg deutscher Chemieunternehmen in der Bundesrepublik basierte vor allem auf dem Export. Obwohl deutsche Chemieunternehmen die Entwicklungen der petrochemischen Revolution zunächst verpasst hatten, schlossen sie - und hier vor allem die drei IG-Nachfolger, BASF, Bayer und Hoechst - wenig später wieder zur Weltspitze auf. In der Übung sollen anhand ausgewählter Texte und einzelner Unternehmen die Grundlinien dieser Entwicklung nachgezeichnet und vertieft werden. |
Literatur |
Literatur: W. Abelshauser, Das Produktionsregime der chemischen Industrie im sozialen Produktionssystem der deutschen Wirtschaft des 20. Jahrhunderts, in: Petri, Rolf (Hg.): Technologietransfer aus der deutschen Chemieindustrie (1925-1960). Berlin 2004 (Schriften zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte; 77), S. 59-77. W. Abelshauser (Hg.), Die BASF. Eine Unternehmensgeschichte. München 2002. J. E. Lesch, The German Chemical Industry in the Twentieth Century. Dordrecht 2000. U. Wengenroth, The German Chemical Industry after World War II, in: Galambos, Louis et al. (Hg.): The Global Chemical Industry in the Age of the Petrochemical Rev-olution. New York 2007, S. 141-167.
|